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Kunst als Spektrum von Möglichkeiten

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ZKM-Vorstand Alistair Hudson zu Gast an der Fakultät für Gestaltung

Wie könnte ein Museum aussehen, in dem der Mensch als Medium im Zentrum steht? Über diese Frage sprachen Dr. Robert Eikmeyer und Alistair Hudson, der neue wissenschaftlich-künstlerische Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM), am Dienstagabend in der vollbesetzten Aula der Fakultät für Gestaltung an der Hochschule Pforzheim.

Betrachtet man die Arbeit des international tätigen Kurators und Museumleiters Hudson, wird schnell klar, was er unter Kunst versteht: keine reine Sammlung von wertvollen Objekten, die im Museum gezeigt oder auf dem Kunstmarkt gehandelt werden, sondern ein Spektrum an Möglichkeiten, mit und für die Menschen zu wirken. So gestaltete Robert Eikmeyer den Abend als Rückblick auf Hudsons Projekte, in denen sich immer wieder Berührungspunkte zur Design-Fakultät finden: Die Künstlergruppe Grizedale Arts zum Beispiel, die bereits 2016 in Pforzheim zu Gast waren. Sie waren Vorreiter eines Trends, der heute in der zeitgenössischen Kunst unübersehbar ist und als socially oriented art bekannt ist. Hudson war von 2004 bis 2015 Vizedirektor von Grizedale Arts. Er entwickelte diese künstlerische Bewegung weiter zu einer Kunstinstitution mit internationalem Künstler-Stipendium.

„Trust the people“, vertraue den Menschen – mit dieser Devise hat er als Direktor des Middlesbrough Institute of Modern Art dem Museum, einem „Hochglanztempel der Modernen Kunst“ neues Leben eingehaucht. Diese Industrieregion im Nordosten Englands ist zunehmend von den Unsicherheiten einer globalisierten Welt betroffen. Sein erstes Ausstellungskonzept, die Bewohner*innen der Stadt als Künstler*innen zu integrieren, wurde anfangs sorgenvoll belächelt. Der Aufruf „Bringt Objekte, die euch wichtig sind, in das Museum“ war der Beginn einer kompletten Umgestaltung des Ausstellungshauses gemeinsam mit den Menschen der Stadt. „Kunst ist ein Weg, die Welt zu sehen“, sagte er. Mit der Ausstellung „Localism“ gab er den Bürgern der Stadt die Gelegenheit, ihre Geschichte selbst zu erzählen und mitzugestalten.

Von 2018 bis 2022 leitete er als Direktor die Whitworth Art Gallery und die Manchester Art Gallery. Auch dort: „Die Menschen sollen nicht nur Zuschauer und Betrachter sein, sondern zu aktiven Nutzern und Teilnehmern werden.“ Da war diese Ruine des Reno-Clubs in Manchester, eine Diskothek, die ihre Hochzeit in den 1970er und 1980er Jahren hatte. Erfahrungen und Erinnerungen flossen in eine Ausstellung und machten den Club wieder erlebbar. Wie Alistair Hudson die Politik und die Entscheider von seinen Ideen überzeugen würde, war eine Frage zum Abschluss des Abends: Und die Antwort so klar wie Hudsons Kunstverständnis: „Am Ende ist ein Museum eine öffentliche Institution und wir dürfen uns daran erinnern, wozu sie gegründet wurden. Das heißt: Wir arbeiten für Menschen.“ Und für Hudson heißt dies auch: mit den Menschen. Denn Kunst als soziales Gemeinschaftsprojekt ist ein Katalysator für gesellschaftliche Veränderungen.