Erotische Pralinen, kunstvolle Skulpturen oder eine KI, die aus Rocksongs Marzipan formt – 17 Studierende der Visuellen Kommunikation entwickelten an der Hochschule Pforzheim kreative Konzepte, die zeigen, wie aufregend Marzipan sein kann. Der süßen Mandelmasse haftet manchmal ein etwas altbackenes Image an. Genau das wollte die Liebenzeller Marzipan Manufaktur durchbrechen und arbeitete dazu mit der Fakultät für Gestaltung zusammen. Wie wird Marzipan wieder jung, sexy, modern?, fragte sie die Studierenden des vierten Semesters. Heraus kamen acht Innovationen, die vom Produkt bis zur Kommunikationsstrategie Marzipan in ein neues Licht rücken.

Andrea Matt, geschäftsführende Gesellschafterin des Unternehmens Frischmann Marzipan, begleitete das Projekt punktuell. Bei einem ersten Besuch an der Hochschule stellte sie den Studierenden die Aufgabe, Marzipan neu zu interpretieren, ohne ihnen dabei kreative Grenzen zu setzen. Später machte sie sich bei einem Schulterblick ein erstes Bild der entstehenden Konzepte und ließ sich schließlich bei der Abschlusspräsentation gemeinsam mit Andrée Kellner, Konditormeister der Liebenzeller Marzipan Manufaktur, die finalen Ergebnisse zeigen. Besonders beeindruckt war sie von der Vielfalt der Ansätze und der frischen Perspektive, mit der die Studierenden an das traditionelle Produkt herangingen.

Im Rahmen des interdisziplinären Lehrformats Open Space entwickelten die Studierenden ganzheitliche Designkonzepte von der Hintergrundstory über das Corporate Design bis hin zur Markenstrategie, basierend auf einem eigenen, innovativen Produkt. Der Open Space kombiniert die Fächer Print, Digitale Medien und Werbung & Text, wofür die Professor*innen Alice Chi, Sebastian Hackelsperger und Wolfgang Henseler 2023 den Lehrpreis der Hochschule Pforzheim erhielten.

Vielseitige Ideen lassen Marzipan neu glänzen 

So beschäftigten sich zwei der Konzepte mit den Themen Zeit und Genuss. Das eine stellte die Manufakteurist*innen – eine Wortneuschöpfung, die das Kunsthandwerk betont – ins Zentrum, die Skulpturen aus Marzipan schaffen. Das andere dreht sich um thematische Genießerboxen, die entschleunigen sollen. Eine Pause vom Alltag verspricht auch das Produkt „praludio“, das Marzipan wortwörtlich sexy macht. Die Idee: Paare entdecken erotisch anmutende Pralinen und dabei sich selbst spielerisch neu.

Wie sich Künstliche Intelligenz und Marzipan verbinden lassen, zeigten zwei Konzepte, bei denen KI-generierte Formen aus Marzipan im Fokus standen. Einmal entstanden schwarze, stachelige Polyeder – inspiriert von Rocksongs. Ein anderes Konzept ließ die KI Gegenstände wie Lagerfeuer oder Heißluftballons interpretieren und ihnen passende Aromen und eine einzigartige Optik zuweisen. Auch individuelle Botschaften lassen sich mit Marzipan vermitteln: Ein naturbelassener Marzipanblock wird bei einer weiteren Studierendengruppe zum Kommunikationsmedium.

Regional bis international ging es in zwei anderen Konzepten zu: Eine Gruppe ließ sich vom Schwarzwald, der Herkunft des Liebenzeller Marzipans, inspirieren. Makroaufnahmen von Fichtenspitzen oder Blütenpollen wurden hier zu kunstvollen Pralinen. Hinaus in die Welt ging es hingegen für ein Konzept, das in internationalen Pop-Up-Stores das Marzipan zum Star macht und es mit regionalen Aromen verbindet.

Andrea Matt und Konditormeister Andrée Kellner lobten bei ihrem Besuch die ausgefallenen Ideen der Studierenden und setzten sie in den Kontext ihrer Marke. „Am liebsten würde ich alle Konzepte direkt umsetzen“, zeigte sich Matt begeistert. Sie hob hervor, dass die Konzepte von Anfang bis Ende durchdacht waren und jede Menge Anknüpfungspunkte für tatsächliche Produkte und Markenstrategien boten. Obwohl eine Umsetzung der Konzepte nicht Teil der Kooperation war, nimmt Matt viele Anregungen mit und sieht Potenzial für künftige Projekte. „Selbstverständlich werden wir dann weiterhin mit den Studierenden zusammenarbeiten. Es sind schließlich ihre Ideen!“, stellte sie klar.