Design PF

Ausstellung „Der Handschuh: Mehr als ein Mode-Accessoire“

Veranstaltung 12.11.2022 - 07.01.2024 - Deutsches Ledermuseum Offenbach

mit Studierenden des Accessoire Designs bis 7.1.2024

Queen Elizabeth II. trug sie zu jedem ihrer Outfits passend abgestimmt und Karl Lagerfeld sah man in den letzten Jahrzehnten vor seinem Tod nie ohne: Der Handschuh ist ein guter Begleiter. Mit über 90 Exponaten zeigt das Deutsche Ledermuseum in Offenbach am Main in der Ausstellung „Der Handschuh: Mehr als ein Mode-Accessoire“ die vielfältige Kulturgeschichte der Handbekleidung und den Facettenreichtum eines unterschätzten Accessoires. Den aktuellen Zeitbezug stellen acht Arbeiten aus dem Studiengang Accessoire Design der Hochschule Pforzheim her.

Das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Mode gekommene Kleidungsstück, erfährt derzeit ein Comeback auf den internationalen Laufstegen. Auch durch die Hygiene-Maßnahmen der Pandemie erhält es wieder mehr Aufmerksamkeit. Im deutschsprachigen Raum kommt die Schau trotzdem einer Premiere gleich, da sich dem besonderen Kleidungsstück mit jahrtausendealter Tradition bislang keine Ausstellung umfassend widmete.

Das Deutsche Ledermuseum kooperierte mit der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim, die den deutschlandweit einzigen Bachelorstudiengang ‚Accessoire Design‘ anbietet. Studierende der Professorin Madeleine Häse entwickelten unter dem Titel „Pantopia“ semesterübergreifende Kollektionen. Ideenskizzen, Prototypen und Endprodukte aus neun ausgewählten Arbeiten betonen darin nicht nur ästhetische und funktionale Aspekte des Kleidungsstücks, sondern setzen Handschuhe – auch im Zusammenspiel mit der Corona-Pandemie – in einen gesellschaftlichen Kontext mit aktuellem Zeitbezug.

Mit dem CO2-Fußabdruck hat sich Student Luca Giurcich befasst: Wenn lebende Pflanzen in ein Accessoire integriert sind, geht der Träger dann nicht auch gleich viel bewusster damit um? Emma Maria Mayer hat alte Jeanshosen in Streifen geteilt. Durch das Wickeln des Handschuhs um die Hand will sie dazu ermutigen, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. An eine Accessoire-Kollektion für E-Bikes und E-Motorräder hat sich Jennifer Laura Schmidt gewagt. Sie sucht nach einer Motorradbekleidung, die umweltbewusst ist, das Maximum an Funktion und Protektion bietet und gleichzeitig den modischen Ansprüchen der Kundin gerecht wird. Sind es die Träume, in denen Veränderung beginnt, fragt Rosalie Schele. Ihr Accessoire kombiniert Handschuhe mit einem Schal, der schützend über den Kopf, den Nacken oder um die Taille gelegt werden kann. In eine dystopische Welt geht Paul Kaiser, dessen Handschuhe dick wattiert sind und den Schutzaspekt betonen. Die Kollektion von Samuel Bemmer ist eine Art der visuellen Kommunikation: Die Looks spielen mit „gesehen werden“ und „verstecken“, da wir Menschen in manchen Situationen gerne mit anderen in Kontakt treten, aber uns oft auch zurückziehen wollen. Özlem Gökce will mit ihrem Entwurf psychischen Schmerz nach Außen sichtbar machen: das filigrane, reifartige Geflecht erinnert an die Empfindsamkeit der Seele. Auch Julia Suppanz setzt auf Verletzlichkeit: Ihre hauchdünnen und sehr langen Handschuhe sind ein Fingerzeig auf die Verletzlichkeit unserer Erde

„Solche Kooperationen sind ein Glücksgriff“, sagt Professorin Madeleine Häse, die den Kontakt zum Ledermuseum vor einigen Jahren herstellte. „Denn es ist wichtig, auch bei jungen Menschen der Insta-Generation Interesse für Museen und Ausstellungen zu wecken – und das nicht nur als Besucher. Die Studierenden erhielten die außergewöhnliche Gelegenheit, von ihnen entworfene und gefertigte Exponate im Studiosaal des Deutschen Ledermuseums zu zeigen. Auch ist es für die angehenden Designer sehr motivierend, im Ledermuseum unter einem Dach mit gestandenen Gestaltergrößen wie dem Designer-Duo Tzatzas ausstellen zu dürfen – deren Einzelschau läuft noch parallel zur Handschuhausstellung.“ 

Zusätzlich wurden Auszüge der konzeptionellen Entwurfsarbeiten auch in den umfangreichen Katalog zur Ausstellung aufgenommen, der im deutschsprachigen Raum zum aktuellsten Standardwerk zum Thema Handschuhe werden könnte. Die zweisprachige Publikation mit über 90 neu aufgenommenen Fotografien und über 100 Referenzabbildungen wurde herausgegeben von Inez Florschütz. Die Ausstellung ist bis 30. Juli 2023 im Deutschen Ledermuseum zu sehen.

Ausstellung „Der Handschuh: Mehr als ein Mode-Accessoire“ 
Deutschles Ledermuseum 
Frankfurter Straße 86
63067 Offenbach am Main
Bis 7. Januar 2024

Fotos: Deutsches Leder Museum, Madelen Häse