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Neu bei Design PF: Prof. Heike Gallmeier

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Kunst machen heißt Nachdenken über die Welt: Heike Gallmeier ist neue Professorin für Malerei an der Hochschule Pforzheim

Der Raum in der Malerei, also das Dreidimensionale im Zweidimensionalen, fasziniert Heike Gallmeier. Die Berliner Künstlerin ist neue Professorin an der Hochschule Pforzheim und lehrt an der Fakultät für Gestaltung Malerei.

Das Zusammenspiel von Raum und Fläche ist Grundlage von Heike Gallmeiers Arbeiten. Den Ursprung dafür findet man schon in ihrer Ausbildung. Geboren in Berlin, aufgewachsen im Fichtelgebirge an der tschechischen Grenze, suchte sie schon früh nach Ausdrucksmöglichkeiten in der Bildenden Kunst, hat viel gemalt und gezeichnet. Nach dem Abitur folgte der Sprung in die Kunst als Profession, vorausgegangen waren Freundschaften mit Kasseler Kunststudenten. Dem Reiz, sich im Medium der Kunst mit der Welt auseinanderzusetzen, hat sie im Studium weiter Raum gegeben.

Heike Gallmeier begann ihr Malerei-Studium 1994 an der Kunsthochschule Mainz bei Friedemann Hahn. Nach dem Vordiplom wechselte sie 1999 an die Kunsthochschule Weißensee in Berlin und studierte Bildhauerei bei der Beuys-Schülerin Inge Mahn. Heike Gallmeier hat damals begonnen, hybrid zu arbeiten und Fotografie und Malerei miteinander zu verbinden. Entstanden sind komplexe Kulissen, Nachbauten von kunstgeschichtlichen Bildräumen, die sie anschließend fotografiert hat. Während ihres Studiums erhielt sie dafür 1999 den „Kunstpreis junger westen“ der Stadt Recklinghausen: eine Malerei-Auszeichnung für eine fotografische Arbeit. „Das war eine Bestätigung für mich, so weiterzumachen. Und ich konnte mir eine Mittelformat-Kamera leisten, die ich immer noch nutze.“

Heute arbeitet die Künstlerin intermedial, verbindet Skulptur, Malerei und Fotografie zu Installationen, die sie in vielen Einzel- und Gruppenausstellungen in ganz Europa zeigt. „Irgendwann fand ich das Motiv meiner Fotografien, die Installationen, viel interessanter als das Abbild davon.“ So wurde das Foto als Fragment innerhalb der Installationen gezeigt und dadurch selbst wieder zum Material. Für ihre räumlichen Installationen mit flächiger Bildwirkung braucht sie viel Material, und so ist die 48-Jährige zur Sammlerin geworden. Das Suchen und Finden von Dingen hat sie im Jahr 2015 zu einem Projekt gemacht. Mit einem mobilen Wohnatelier reiste sie von Berlin nach Northampton, mied Autobahnen und Hauptstraßen. Die Dinge am Wegesrand hat sie mitgenommen, unterwegs verarbeitet und am Zielort, dem NN Contemporary, die daraus entstanden Installationen in einer Ausstellung gezeigt. Im vergangenen Jahr hat sie diese Bewegung im Raum, die Reise, mit dem Projekt „Outlines“ fortgesetzt. Während der Fahrt entlang der deutschen Außengrenzen entstanden Fotografien und temporäre malerische Installationen. An der schweizerisch-österreichischen Grenze endete der erste Teil der Fahrt im Oktober 2020 zwangsläufig wegen der Reisebeschränkungen. „Im Sommer fahre ich vom Bodensee aus weiter und beende die Umrundung entlang der Grenze.“

Heike Gallmeier hat ihren Lebensmittelpunkt heute in Berlin. „Ich wollte im Studium unbedingt zurück dorthin, habe aber immer noch ein Atelier in Hohenberg an der Eger.“ Das Leben in Berlin ist prall und voll kultureller Vielfalt. „Um künstlerisch zu arbeiten, ist aber auch der Rückzug wichtig, um sich zu konzentrieren“. Im Corona-Jahr lehrte Heike Gallmeier während ihrer Gastprofessur an der Berliner Universität der Künste online aus ihrem Rückzugsort an der tschechischen Grenze. Ersetzen kann ihrer Meinung nach der Online-Unterricht die Präsenzlehre nicht. Nun an einer Design-Hochschule zu lehren, reizt die Künstlerin sehr. „In angewandten Berufen dockt man anders an die Außenwelt an, der Blick ist ein anderer.“ Dadurch ändert sich aber auch die Vermittlung: „Man muss die Studierenden begeistern und ihnen zeigen, wie ihnen künstlerisches Denken bei ihrer gestalterischen Arbeit nützt“, bemerkt Heike Gallmeier nach den ersten Wochen des Semesters. Sie spricht mit den Studierenden auch über ihre Projekte in den Design-Studiengängen und fördert die kreativen Quellen: „Ergebnisoffenes Arbeiten ist wichtig für das ergebnisorientierte Arbeiten. Die Studierenden machen sich dadurch ihren Arbeitsprozess bewusst.“ Der Raum ist ihr Ort, ihn nutzt sie auf vielen Ebenen. „Der Raum, den ihr gestaltet, ist Abbild eurer Identität“, sagt sie in der Vorlesung zu den Studierenden – eine Einsicht, die sie für sich selbst gewonnen hat, aber auch immer wieder neu überdenkt.

Foto: Harald Koch

Pressekontakt: birgit.meyer(at)hs-pforzheim(dot)de, Tel: +49 (7231) 28-6718