Design PF

Praxissemester – analog und virtuell

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Praxisbezug ist ein wichtiger Baustein in der Lehre an der Hochschule Pforzheim. Wie laufen die Praktika und Auslandsaufenthalte in diesem ungewöhnlichen Sommersemester ab? Eindrücke von den Studierenden der Fakultät für Gestaltung:

Nadja Sommer schätzt den Modellbau im Designprozess. Auch wenn die Studentin aus dem Industrial Design in diesem außergewöhnlichen Semester wenig bauen wird, ist sie begeistert von ihrem Praktikum. Zwei Wochen war sie in Hannover bei der Agentur Crafting Future und arbeitete für deren Marke „Avoidwaste“, bevor sie die Heimreise antreten musste. Seither arbeitet sie im home office in ihrer Heimat Schwäbisch Gmünd. Ihr Praktikumsprojekt läuft genauso weiter wie bisher. „Meine Aufgabe ist die Produktentwicklung einer Kinder-Lunchbox, die im Herbst in Produktion gehen wird.“ Die 22-Jährige interessiert sich für nachhaltige Produkte, hat im Studium bereits einen Wasserkocher aus Keramik konzipiert und hat sich das Hannoveraner Start Up gezielt ausgesucht. Jan Patzer, Geschäftsführer von Crafting Future, und das gesamte Team arbeiten ebenfalls von Zuhause aus. „95% unserer Arbeit läuft weiter, darüber sind wir sehr froh.“ Mit einem Kaffeebecher aus gepressten Reishülsen starteten sie im Jahr 2017 auf dem Markt, seither wächst der Bedarf an Alltagsprodukten, die dabei helfen, Müll zu vermeiden. Der 30-jährige Betriebswirt weiß auch, wie man ein Team in diesen digitalen Zeiten zusammenhält: „Das ist ganz einfach: Verantwortung übertragen! Jeder einzelne hat Themen, die ihn richtig interessieren und wir versuchen, das so gut es geht zu berücksichtigen. Und alle in unserem Team wissen: Wenn ich mein Thema nicht selbst vorantreibe, geht es nicht weiter. Das ist ein guter Motivator.“ Dabei gibt es für eine so verantwortungsvolle Aufgabe wie der Produktentwicklung gute Unterstützung für die Studentin Nadja Sommer: In täglichen Online-Treffen tauschen sich alle Kollegen*innen aus und geben Rückmeldung. Sie ist zuversichtlich, dass sie vor dem Ende des Praktikums wieder in Hannover arbeiten kann – mit Werkstätten und der kreativen Community.

Biljana Bauer studiert ebenfalls Industrial Design und plante ein Praktikum in Antwerpen. Noch vor Beginn reiste sie zurück nach Deutschland. Nach einer Woche musste sie ihr Praktikum in dem Produktdesign-Büro abbrechen: Die Agentur verlor wegen der Pandemie zuviele Aufträge und konnte sie nicht mehr beschäftigen. Die freie Zeit hat die Studentin genutzt, um ihr Portfolio zu überarbeiten und eine neue Stelle zu finden – und dies hat auf Anhieb geklappt: Ab Mai wird sie für das Hansgrohe Innovation Lab arbeiten und kann dort auch die anschließende Bachelor-Arbeit schreiben. „Für uns angehende Designer wird es nun umso härter, in der Wirtschaft Fuß zu fassen. Aber: Wir Designer*innen sind es doch, die durch Kreativität Tag für Tag Probleme lösen. Daher heißt es, nicht unterkriegen lassen und das Beste daraus machen.“ Das nimmt die Studentin auch ganz wörtlich: Bis zum Beginn des neuen Praktikums springt sie als Fahrerin für Essenlieferung an Senioren*innen ein.

Weiter weg von der Pandemie hält sich Mode-Student Ruben Landrichter auf: Er ist in Seoul, Südkorea. Nach einem Semester an der Partnerhochschule Hongik University startete er bereits Mitte Januar sein Praktikum bei dem Label MÜNN, eine kleine und renommierte Marke, die auch auf den Fashion Weeks in Europa präsent ist. „Bei uns in Korea ist die Situation mit Corona zum Glück sehr gut, die öffentliche Hygiene ist absolut vorbildlich: alle tragen Masken, überall gibt es Händedesinfektionsmittel und die Leute halten Abstand. Deshalb, und weil seit Beginn sehr viel getestet wird, sind die Zahlen nach dem ersten großen Ausbruch auf einem kontrollierbaren Level und der Alltag ist bis auf größere Versammlungsorte und Reiseziele kaum eingeschränkt“, erzählt Ruben Landrichter. „Nur durch den Vergleich mit vorher merkt man, dass die Straßen leerer und vor allem die ausländischen Besucher*innen sehr viel weniger geworden sind.“ Seine Aufgaben sind vielfältig, er ist im Showroom mit allen Aufgaben des täglichen Betriebs betraut. Qualitätskontrolle und Reparaturen, die Kommunikation mit Schneidermeistern und Produktionsstätten, Nähen von Probe- und Drapageteilen, Besprechungen und Fittings. Aber auch Ruben Landrichter spürt Einschränkungen: „Leider kann ich nicht wie geplant zu den Fashion Weeks gehen, das ist sehr schade. Auch ist der Export nach Europa momentan durch Lieferengpässe erschwert, das macht sich in Bestellverlusten bemerkbar. Aber gemessen an den Einschränkungen, die in Europa momentan herrschen, kann ich mich glücklich schätzen, hier in Seoul an einem der sichersten Orte der Welt zu sein, und freue mich sehr, mein Praktikum wie geplant fortsetzen zu können.“

Foto: Nadja Sommer (privat), Ruben Landrichter (privat)

Pressekontakt: birgit.meyer(at)hs-pforzheim(dot)de, Tel: +49 (7231) 28-6718