Design PF

Portraits von Absolvent*innen

Amelie Gaydoul
Emi Eglitis
Tim Labenda
Melitta Baumeister
Lea Wanner

 

Design Assistant Menswear, Norse Projects, Copenhagen

danach MA Studium, University of Westminster, London

 

 

 

Die Jahre an der Hochschule Pforzheim...

...  waren rückblickend für mich, die bisher maßgeblich am Wichtigsten. Durch die überschaubare Größe des Studiengangs Mode wird jedem Studenten die Möglichkeit gegeben sich individuell weiterzuentwickeln. Von Anfang an wird deshalb auch viel auf Eigeninitiative gesetzt, damit alle Chancen ergriffen werden können. Es wird ein offenes Umfeld geschaffen, das jedem Studenten viele Optionen bietet.

 

Die intensive Betreuung durch die Lehrenden...

...sehe ich als große Stärke der Fakultät für Gestaltung. Es herrscht ein ausgeprägtes familiäres Gefühl. Die Professoren des Studiengangs Mode investieren jede verfügbare Zeit in die Studenten und erzeugen so ein Arbeitsumfeld, das zwar sehr anstrengend ist, dabei aber die Studenten aus der Komfort Zone lockt. Der Malerei- und Zeichenunterricht, sowie die vielen theoretischen Vorlesungen schaffen eine gute Basis für die höheren Semester. Der „reine kreative Prozess“ wird an der Hochschule groß geschrieben und bildet mit Vorlesungen in Marketing, Designrecht und anderen trockenen Fächern eine gute Balance zwischen „Kunst und Realität“. Gefehlt haben mir persönlich im Rückblick Lehrveranstaltungen zum Thema Produktmanagement, Supply-Chain-Management und Nachhaltigkeit. Derartige Lehrveranstaltungen können aber für Interessierte gut in Eigeninitiative in den Fakultäten Wirtschaft und Technik belegt werden.  All die versteckten Abläufe im Hintergrund, die das Schaffen eines Designers möglich machen und von denen erfolgreiches Design abhängen kann, versteht man dann letztendlich gut im Praktikum und Job.

 

Persönlich wichtig war mir...

...Das ästhetische, psychische und gedankliche Ausloten der eigenen Grenzen. Sich stetig weiter zu entwickeln und Rückschläge mit einem Achselzucken, einem Kaffee und neuem Anlauf hinzunehmen. Freunde zu finden mit denen sich lange Arbeitsnächte nicht mehr wie Arbeit anfühlen.

 

 Interdisziplinäres Arbeiten...

...Es ist immer möglich sich mit Studenten aus anderen Studiengängen zusammenzutun um sich gegenseitig zu unterstützen und zu inspirieren. Dadurch entstanden für mich spannende Kollaborationen zwischen Schmuck-, Mode,- oder Industriedesign Studenten. Ich persönlich habe oftmals mit Studenten aus der Visuellen Kommunikation zusammengearbeitet; auch der Fotograf meiner Abschlusskollektion war Student dort. Durch diesen Austausch habe ich nicht nur enge Freundschaften geschlossen, sondern auch viel über anspruchsvolles und durchdachtes Layout von Look Books und Fotomappen gelernt. Eine ästhetische und passende Präsentation der eigenen Kollektion war für mich immer maßgeblich für den Erfolg.

 

Die Praktische Erfahrung...

...war mir sehr wichtig. Deshalb hatte ich ganz gezielt einige Wunsch-Unternehmen für das Praktikum ausgewählt. Im Nachhinein stellt sich aber die Frage ob die Wunschunternehmen immer die Richtigen sind. Also - nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn man bei einem vermeintlich „weniger gewollten“ Label / Studio landet. Am Wichtigsten ist es so viel Erfahrung wie möglich zu sammeln. Bei Iris Van Herpen in Amsterdam konnte ich das dann in ganz vielen Bereichen.  

 

Mein Rat an neue Mode Studenten...

...cut the bullshit straight - seid ehrlich, echt und fangt bloß nicht an eine Show abzuziehen! Kümmert euch auch um euer eigenes Wohlbefinden - Essen, Schlafen und Lachen nicht vergessen! Es ist eine harte Arbeit, aber Nichts ist ein schöneres Gefühl als seine eigenen Ideen zum Leben zu erwecken. Und – Organisation ist Alles!

 

Lea Wanner  (geb. Raichle)
Junior Designer Menswear McQ Alexander McQueen, London / momentan in Elternzeit

 


Im Blick zurück... 
...schätze ich die Qualität der Ausbildung im Vergleich zu anderen Hochschulen (innerhalb Deutschlands) hoch ein. Die Vielfalt der Studienfächer, Projekte in Eigenarbeit oder im Team auszuarbeiten sowie das breitgefächerte Wissen aller Professoren und Dozenten - von dem allem kann ich heute innerhalb meines Berufs profitieren.

Den Standort Pforzheim... 
...sehe ich rückblickend als eine kleine Stadt, fast abgeschottet, jedoch mit einigen individuellen Studenten, die sich auf ihre Studienfächer konzentrieren können und von dort aus die Mode und Designwelt erobern wollen. Im Ausland noch wenig bekannt - jedoch eine individuell, freie und vielfältige Designausbildung - die in keiner Weise nach der Masse ausgerichtet ist. Im Vergleich zu heutigen Kollegen kann ich von mir behaupten ein sehr breitgefächertes Studium genossen zu haben.

Der Übergang vom Studium hin zur Realität...
...war für mich nicht einfach. Keiner wartet auf einen. Man muss sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Ich konnte die Wartezeit mit einem halbjährigen bezahlten Praktikum bei Boss überbrücken. Dann kam ein Anruf meines damaligen Chefs aus dem Praxissemester in London, der an mich und mein Talent glaubte. So ging ich zurück zu Alexander McQueen - McQ,  nach London. Damals im Praktikum als Studentin und ohne Lohn teilte ich mir gemeinsam mit einer Studienkollegin für ein halbes Jahr ein Zimmer in einer 5er-WG in einer der teuersten Städte Europas. Von der Stadt habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht viel mitbekommen. Jedoch haben sich die Erfahrung, das Wissen und die Bekanntschaften bezahlt gemacht. Mein Praktikum hat mir somit meinen späteren Weg geebnet.

Mein Rat an die zukünftige Generation ist...
...offen an das Studium heranzugehen und die unendlichen Möglichkeiten zu nutzen, die Hochschule bietet, jeden Tag neue interessante Dinge zu entdecken und eine eigene Individualität und eine selbstständige Arbeits- und Herangehensweise zu entwickeln. Bleibt neugierig, sowie stets offen für Veränderungen - und vor allem vergesst nie den Spaß dabei!

Teamarbeit ...
bewusst wurde ich im Studium darauf nicht vorbereitet, da in meinem Jahrgang noch keine gemeinsamen Projekte angeboten wurden. Es stellte sich jedoch heraus, dass ich beruflich sehr gerne im Team arbeite und auf die Meinungen meiner Kollegen nicht verzichten möchte. Jetzt im Nachhinein kann ich sagen: Das Studium Mode war ein einziges Großprojekt – in Zusammenarbeit mit dem gesamten Team der Hochschule.

Meine Bachelor-Abschlussarbeit „tact“...
...Musik, Tanz, sowie das berühmte „Taktgefühl“ waren Themen, die mich von Kindheit an begleiteten. Ich hatte nur zuvor nie die richtige Methode sowie den passenden Zeitpunkt dafür gefunden, diese Gefühle in irgendeiner Weise ansprechend darzustellen.  Durch den Lernprozess der Ausbildung und den aufeinander aufgebauten Projektarbeiten im Studium fühlte ich mich dann zu Beginn meiner Bachelor Arbeit bereit, dieses für mich sehr persönliche Thema herauszuarbeiten und umzusetzen.
 

 

geb. Schaich

Senior Womenswear Product Designer H&M, Schweden

 

 

Die ersten drei Dinge, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an die Hochschule Pforzheim denke, sind…

Identitätsfindung - Um ein guter Designer zu sein, muss man zuerst eine ausgeprägte künstlerische ‚Sprache‘ aufbauen. Es ist unheimlich wichtig für sich zu erkennen, was man in dieser riesigen Industriewelt zu sagen hat und welchen Standpunkt man einnehmen will. Und um das zu tun, ist es essenziell sich als Designer identifiziert zu haben. Das ist durchaus ein mobiler Prozess und ändert sich mit der Zeit. Die Hochschule war für mich der erste und entscheidende Partner in meiner Karriere, der mir dabei geholfen hat ein künstlerisches Selbstbewusstsein aufzubauen um mich in der Modeindustrie etablieren zu können.

Kreativität - Die Hochschule Pforzheim hat für mich den ganz klaren Vorteil, sehr künstlerisch fokussiert zu unterrichten und Designer mit einer kreativ ausgeprägten Intelligenz zu formen. Das hat mich definitiv stark beeinflusst und wurde mir in meiner Karriere immer wieder zum Vorteil.

Komfortzonen verlassen - Viele Elemente der Hochschule haben mich stark gefördert Dinge zu hinterfragen und mich aus der eigenen Komfortzone zu bewegen. Zum einen ist der Standort ein großes Plus kreativ zu handeln und außerhalb der Norm zu denken, wenn es z.B. um Materialbeschaffung oder Kollaborationen geht. Pforzheim ist keine Modestadt, wie z.B. London und vieles ist nicht ‚verfügbar‘. Aber genau DAS fördert einen aus der Box heraus zu denken und Alternativen zu schaffen. Ich habe z.B. viele meiner Materialien aus dem Baumarkt besorgt und das Schmucklabor benutzt um sie weiterzuverarbeiten oder bin zu unterschiedlichen Frisörsalons und Fotografen gegangen um meine Projekte zu pitchen um Kollaborations-Partner zu finden. Model-Hunting auf den Straßen und ausgefallene Modenschau Locations waren weitere Punkte, die die Neugier und das kreative ‚Problem Solving‘ ausgeprägt haben. Zudem war das Praxissemester ein großer Schritt in die richtige Richtung um im internationalen Modemarkt mitzumischen. Ich bin damals zu Erdem Moralioglu nach London gegangen und habe später noch ein Praxissemester bei AllSaints draufgelegt. Die Hochschule hat uns wirklich stark ermutigt ins Ausland zu gehen und zusätzlich Reisen wie nach Japan organisiert, die wichtig waren, um die Neugier der Studenten anzutreiben.

 

Meine beste Erinnerung an die Hochschule Pforzheim ist auf jeden Fall

…Das kreative Wachstum, mit individueller Betreuung von erfahrenen Professoren, die viel Wert darauf gelegt haben ihr Wissen weiterzuleiten. Egal ob Malerei, Modeillustration, Kollektionsbetreuung, Drapieren, Modegeschichte oder Schnittunterricht, ich erinnere mich an ein kreativ sehr abwechslungsreiches und förderndes Studium mit Professoren, die einem ans Herz gewachsen sind.

 

Ohne mein Studium an der Hochschule Pforzheim…

…Hätte ich meinen heutigen Job bei H&M wahrscheinlich nicht so einfach bekommen. Pforzheim hat gute Kontakte zur Industriewelt, die so wichtig sind um jungen Designern eine direkte Plattform zu verschaffen. Ich habe damals den ‚Prix de Biosthétique für meine Abschlusskollektion gewonnen und H&M war ein Teil der Jury. Ich hatte mein erstes Interview mit der Firma direkt im Anschluss und wurde sofort nach Stockholm zum zweiten und somit letztem Interview eingeladen. Viele andere Studenten, die sich von außerhalb bewerben, müssen bis zu fünf Interviews absolvieren und es ist sehr schwer in die engere Auswahl zu gelangen. Pforzheim hat uns wirklich eine sehr vorteilhafte Situation angeboten, die mir eine bisher 6-jährige Karriere vor den Füssen gelegt hat.

 

Mein Tipp für Studierende…

…Ist es sich treu zu bleiben und die Neugier nie zu verlernen. Habt keine Angst euch auf unbekanntem Terrain zu bewegen und immer wieder aus euch heraus zu wachsen. Alles ist eine Lernerfahrung und wird euch stärker machen und auf die nächsten Schritte vorbereiten. Vertraut auf eurer Intuition und lasst diese den Weg vorgeben. Wenn ihr die Möglichkeit habt ins Ausland zu gehen, macht das! Es ist wichtig internationale Kontakte aufzubauen und immer am Puls der Zeit zu bleiben. Letzter Tipp, erinnert euch WARUM ihr Mode gewählt habt und lasst euch den Spaß nicht verderben. Die Industrie kann hart sein aber es macht auch unheimlich viel Spaß sich kreativ zu verwirklichen.

 

Creative Director // CEO - TIM LABENDA

Menswear Designer bei HessNatur, Seniordesigner bei Missoni (Mailand)

 

 

Die Qualität der Ausbildung...

...an der Hochschule schätze ich sehr hoch ein und empfehle diese auch immer gerne weiter. Sie überzeugt mich auch bei der Auswahl von Praktikanten, da ich von Pforzheimer Studenten seit Jahren nur Gutes gewöhnt bin. Die Studierenden sind bereits im 4.Semester sowohl technisch als auch in dem kreativen Prozess bestens ausgebildet. Es ist dieser Einklang, der sie zu tollen Designern und wertvollen Mitarbeitern macht.

  

Besonders wichtig war mir...

... dass ich mir durch selbstbestimmtes Handeln, mein Studium so gestalten konnte, wie ich es für mich persönlich gebraucht habe. Durch die familiäre Atmosphäre und die kleinen individuellen Kurse habe ich mich immer bestens aufgehoben gefühlt und hatte eine gute Zeit. Ich denke, der intensive Austausch mit den Professoren sowie die Reibereien mit den selbigen, haben mich geschliffen und den Grundstein dafür gelegt, was ich heute mache. Außerdem gefiel mir, dass Pforzheim Wert auf Verarbeitung, technische Fähigkeiten und den kreativen Prozess als Solches legt und nicht nur auf das Design.

  

Die Lage von Pforzheim...

...ist eine Schwäche und gleichzeitig auch ihre Stärke. Man ist doch sehr darauf angewiesen eigeninitiativ zu handeln um mehr von der Modewelt mit zu bekommen. Das fördert und treibt an! So bin ich zum Beispiel im Praktikum zu Ute Ploier nach Wien gegangen. Ich konnte dort dann während meines Rest-Studiums weiterarbeiten und bin geblieben, bis ich mich selbstständig gemacht hatte. Der Übergang von Studium in den Beruf war für mich somit ein fließender.

  

Internationalität ist sehr wichtig...

... und wird im Studiengang Mode gelebt und gefördert. Prägend und inspirierend war für mich die mehrwöchige Japan-Studienreise. Außerdem konnte ich sowohl einen Austauschsemester in Halifax Kanada machen,  als auch für ein halbes Jahr ein zusätzliches Praktikum in New York bei Kenneth Cole. Beides war für mich persönlich sehr wichtig um heraus zu finden, was ich wirklich möchte. New York hat mir gezeigt, dass ich besser im kleinen Team funktioniere; Kanada wiederum, wie toll Textildesign doch eigentlich ist und wie wichtig die Materialen sind, mit denen man arbeitet.

  

Foto: Markus Jans

Gründer und Designer von Melitta Baumeister, New York

 

 

 Die Zeit an der Hochschule in Pforzheim...

...war für mich eine sehr bedeutende Zeit der Entwicklung hin zu dem, was ich heute als Gestaltende bin. Ich schätzte und nutzte den großen Freiraum, der dem einzelnen Kreativen gegeben wird. Ganz besonders wichtig und wertvoll sehe ich heute vor allem die vielen Denkanstöße in Kunst, Theorie und Praxis, die an der Hochschule vermittelt werden, um sein eigenes Tun verstehen zu lernen. Rückblickend sehe ich sie als eine wundervoll lehrreiche und gestalterisch sehr prägende Zeit für mich.

 

 Zu den Stärken des Studiums...

...gehörten für mich: Die künstlerische Herangehensweise an Mode, die Vermittlung von Freigeist, das Fördern der Stärken jedes Einzelnen, dazu der starke Anteil an Theorie und Konzeption. 

 

Das Praxissemester...

...konnte ich glücklicherweise tatsächlich in meinem Wunschunternehmen absolvieren: Viktor & Rolf in Amsterdam. Es war eine sehr besondere Zeit und Erfahrung für mich zu sehen, wie ein etabliertes Modeunternehmen aufgebaut ist.  Ich lernte, was es heißt Mode auf einem High-End Level zu bespielen, wie viele Hände an einer Haute-Couture Kollektion arbeiten und vieles mehr. An diesem Punkt wurde sehr deutlich, was Mode nach dem „Erlernen“ sein kann.

 

Wichtig waren mir am Studium...

... in erster Linie die Professoren und viele weitere wunderbare Lehrende, von denen einige zu Mentoren wurden. Die Konfrontation mit den richtigen Fragen und Gedanken.  Das Gegenspiel von freier künstlerischer Auseinandersetzung und Mode als Kleidung und als konzeptionelles Medium. Die exzellente Designbibliothek der Fakultät für Gestaltung war immer eine gute Inspirationsquelle. Die Erwartungen an sich selbst und der Austausch mit den Kommilitonen waren sehr wichtig für einen ständigen Bildungsprozess.

 

Was ich Studenten sagen würde ist...

... Jeder hat seine besonderen Stärken und Fähigkeiten. Findet sie und habt Freude daran. Wenn man diesen Punkt findet in dem man aufgeht und aus reiner Lust am Schöpferischen arbeitet kommt man ganz von alleine vorwärts.

 

Von Pforzheim nach New York...

...ging ich vor allem aus Neugier. Sie war im Grunde der größte Antrieb der mich dorthin brachte. Mich für ein Masterstudium bei Parsons in New York zu bewerben rührte aber auch daher, dass ich es sehr liebe zu lernen. Ein Ende des Bachelorstudiums schien zu dem Zeitpunkt irgendwie mit einem Ende des Lernens verbunden zu sein. Natürlich war der Kontrast Pforzheim - New York extrem, aber genau richtig: Nach etwas Gewohntem oder Bequemen hatte ich ja nicht gesucht! Ich fand vielmehr das Neue, das Überraschende und das Andere gut. Ich war in Pforzheim auf das Masterstudium gut vorbereitet worden: Ich hatte das Verständnis der eigenen Designsprache gefunden und damit meine grundlegenden Designfähigkeiten und Herangehensweisen entwickelt. 

 

Bild: Paul Jung