Ece Akbulut, "EFSUN"
Diese Kollektion basiert auf einer fiktiven Persona namens EFSUN. Eine türkische junge Frau, geboren und aufgewachsen in Europa. Trotz ihrer Liebe zu der türkischen Kultur, fühlt sie sich durch dieses und ihr türkisches Umfeld unter Druck gesetzt, sie fühlt sich fehl am Platz und unverstanden. Vor allem wenn sie ihr nicht-türkisches Umfeld sieht und das Gefühl bekommt, dass sie sich selbst einschränken muss. Dann entdeckt sie die Magie für sich und nutzt dieses als Instrument ihrer Befreiung, sie findet etwas, dass sie fasziniert, was jedoch „verboten“ ist und fängt an die verschiedenen Welten für sich zu verschmelzen und eine Neue zu schaffen. Diese Kollektion ist ein Zusammentreffen von diesen drei Lebenswelten von EFSUN: -der türkischen Kultur und der Druck der von ihm ausgeht -der westlichen/modernen Welt -der Magie als Element der Befreiung
Natalie Berndt, "he@olymp.md"
Mode ist eine Momentaufnahme und ständig im Wandel, weshalb auch das Hemd seit längerem nicht mehr den gleichen Stellenwerten hat, wie es schon einmal hatte. So auch für die Firma OLYMP, die sich neu umorientieren möchte, sodass die junge Generation wieder aufmerksam auf das Hemd wird und mit einbezogen wird. In Bezug auf die Firma OLYMP und die aktuelle Situation ist das Thema der Bachelor Kollektion mit dem Titel "he@olymp.md entstanden". Der Titel der Kollektion besteht aus den Begriffen OLYMP, Hemd, Mann und Mode. Hauptbestandteil der Kollektion sind die klassischen Hemdstoffe der Firma. Dabei werden die Hemdstoffe für alle Arten von Kleidungsstücken verwendet, weshalb ein leichtes und angenehmes Tragegefühl entsteht. Um mehr auf die Nachhaltigkeit der Firma einzugehen, werden neutrale Farben verwendet, die auch auf längeren Zeitraum für die Kollektion und letztendlich den Kunden interessant bleiben. Passend entsteht eine tragbare Kollektion.
Melanie Glätsch, "textile monster"
In Ghana (Afrika) landen täglich mehrere hunderte Tonnen an Kleidung, die aus Altkleidersammlungen der ganzen Welt dorthin exportiert werden und dort ihr Ende auf stetig wachsenden Mülldeponien finden. Die Kleidung auf diesen Bergen kann kaum mehr als solche ausgemacht werden, denn alles scheint zu einer Masse geworden zu sein. Es scheint, als könne jederzeit ein Monster draus entstehen, geboren aus angestauten Gefühlen, die mitsamt der Kleidung darunter vergraben wurden. Im japanischen Volksglauben wird allen Dingen auf der Erde eine Seele zugeschrieben. Wird ein Gegenstand wie ein Kleidungsstück achtlos weggeworfen, wird diese Seele zu einem Dämon, der diesen Gegestand zum Leben erwachen und Rache verüben lässt. Inspiriert von diesem japanischen Glauben und dem Anblick der Textildeponien entstand die Kollektion textile monster, die rein aus ausrangierter Altkleidung besteht. Jeder Look entspringt zudem einem Gefühl, welches man durch Vernachlässigung emdfinden kann.
Anna Günther, "Beyond"
Die BEYOND-Kollektion dient als Beispiel für einen visionären Produktansatz und verkörpert eine strategische Ausarbeitung in hybrider Form im Hinblick auf den sich verändernden Charakter von Produkten. Der Käufer dieser Kollektion kann als jemand beschrieben werden, der den urbanen Lebensstil genießt, schnelle Autos fährt, viele Clubs besucht und offen für verschiedene gesellschaftliche Veränderungen ist. Er/Sie wünscht sich eine visionäre Veränderung in subtiler Form, die sich an ihren schnellen Lebensstil anpasst und mit diesem harmoniert. In der Kleidung spiegelt sich dies durch sportlich-schicke und Outdoor-inspirierte Kleidungsstücke sowie durch schwarze Stoffe und kantige Muster wider. QR-Codes auf der Kleidung ermöglichen es der Zielgruppe, zusätzlich ein zweites Produkt zu erhalten, das digital als Fragmentstück dargestellt wird, das wiederum als Trophäe und Wert im Metaverse dient und dort auch ausgestellt werden kann.
Melisa Günyak, "self-coating"
Die Kollektion self-coating repräsentiert, wie sich die Kultur der einen Welt, in die der anderen einfärbt und sich dazwischen legt. Es beginnt ein Prozess, wo das Verhalten, bedachter, kontrollierter und vor allem verschlossener wird. In diesem Sinne wird ein individuell angepasstes „Coating“ angelegt. Eine temporäre, kulturelle „Camouflage“. Das Konzept von „Self-Coating“ versteht sich als eine Art „schützende“ Camouflage-Hülle und verbindet sowohl die altbekannte, türkische Welt mit der neuen „westlichen“ bzw. „deutschen“ Welt als auch die neue, fremde türkische Welt mit der vertrauten deutschen Welt. Die daraus resultierenden Muster, Ornamente und Oberflächenbearbeitungen, die entwickelten Formen und Silhouetten, die fragmentarischen Details sowie die Farb- und Stoffkombinationen lassen beide Welten temporär verschmelzen oder sich aneinander verformen.
Sarah Kehr "I’M A NUMBER NOT A NAME"
I’M A NUMBER NOT A NAME beschäftigt sich mit dem Verhältnis von Mode, Raum und Körper und untersucht die Grenzen zwischen physischen und virtuellen Räumen anhand des Konzeptes von Virtualität nach Gilles Deleuze. Das gestalterische Hauptelement ist die Falte als eine an sich raumschaffende Struktur sowohl am Körper als auch im Raum. In Anlehnung an die Theorien von Gilles Deleuze, in denen die Falte als Analogie für die Definition von Virtualität herangezogen wird, wird die Falte in der Kollektion verwendet, um die Verbindung zwischen Mode, Raum und Körper zu entfalten. Sie nutzt KI, um die tradierte Dichotomie von Mode und Körper in Frage zu stellen und präsentiert sich in einer audiovisuellen Inszenierung, die eine virtuelle Nachbildung des physischen Raumes erzeugt. Die Inszenierung unterstreicht die Relation von physischen und virtuellen Räumen und betont die Bedeutung des Körpers, der als Verbindung unabdingbar bleibt.
Ruben Landrichter "Carnate"
Körperrepräsentationen wie Schneiderpuppen und Schnittmuster sind hoch funktionale Instrumente der Modeindustrie, perfektioniert auf ein weit verbreitetes Maßsystem von Größen und Formen. Daher können ihre Auswirkungen auf den Designprozess leicht übersehen und Körper auf eine Reihe von Maßen reduziert werden. Aber Körper ist nicht nur Form. Er ist weich und formbar, flexibel und posierbar. Er besitzt keine geraden Linien. Körper ist expressiv in der Art, wie er sich bewegt, anfühlt und kommuniziert. Ist es möglich, diese Aspekte von Körper in Schneiderpuppen umzusetzen, um darauf Mode zu fertigen? Wie wirkt sich das auf die entstehenden Kleidungsstücke aus?
Carnate ist ein experimentelles Forschungsprojekt, das zeigt, wie die Einbeziehung alternativer Körperrepräsentationen unser Verständnis von Körper erweitern, als Grundlage für die Entwicklung innovativer Schneidertechniken dienen und verfügbare Design-Werkzeuge ergänzen kann.
Lynn Martin, "Purpose"
Die Abschlussarbeit "Purpose" beschäftigt sich mit der Verantwortung des Designers und der Designerin im ästhetischen Kapitalismus. Wie erschafft man ein holistisches Designkonzept, welches einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft hat? Eine sinnvollen Art zu Gestalten. Es entstand eine Kollektion für Tänzerinnen, welche eine moderne Denkweise vertritt und mit der konservativen, traditionellen Institution des Balletts bricht. Das Kleidungsstück agiert als zweite Haut, für jeden Hautton. Sowohl durch die ausschließlich natürlichen Materialien als auch durch die Form und den innovativen Herstellungsprozess. Jede Tänzerin kann sich mit ihrem Kleidungsstück identifizieren. Ein zentraler Faktor bei der Fertigung der Kollektion war die Wahl des Materials. Natürliche und hauptsächlich ungefärbte Garne ermöglichen, dass die Kollektion biologisch abbaubar und Hautverträglich ist. Die Tänzerin und Athletin steht im Fokus und das Kleidungsstück passt sich ihrem Körper an. Die Kollektion drückt Reduktion, Funktion und Einheit aus.
Saskia Reggel "FASHION⇄PLAY"
Die Kollektion FASHION⇄PLAY von Saskia Reggel entstand nach einem inspirierenden Besuch des renommierten Künstlers Jonathan Meese an der Hochschule für Gestaltung Pforzheim. Durch den Vortrag „KAMPF UMS SPIEL! (KUNST SPIELT UNS (ALLE(S))))!“ kehrte sie gedanklich in das Spielzimmer ihrer Kindheit zurück, um daraufhin die Kollektion ihrer Bachelorarbeit zu entwerfen. In erster Linie erinnerte sie sich daran, wie sie als Kind den Kleiderschrank ihrer Eltern durchwühlte, um mit Kleidung zu spielen. Ein Kindheitsfoto, auf dem sie ihren Kopf aus dem Ärmel ihrer Mutter steckt, wurde dabei die Grundlage ihres Designprozesses. Ungehemmt und ohne Druck entfaltete Saskia ihren kreativen Fluss, der es ihr ermöglichte, eine überschwengliche Unisex-Linie zu entwerfen, welche die Essenz des Spiels zelebrieren sollte. Ihre erworbenen Designfähigkeiten, gepaart mit der Lust am Spielen, machten es ihr möglich diese moderne Kollektion hervorzubringen. Als Grundstein für ihr Spiel diente dabei das Buch „Homo Ludens“ von Johan Huizinga, hier beschreibt er das Spiel als eine freiwillige Tätigkeit, das von „bindenden Regeln“ beschränkt wird und außerdem den Grenzen von Zeit und Raum unterliegt. Zudem wird das Spiel von Gefühlen der Freude und Spannung begleitet. Dabei stellte Saskia die Spielregeln ihrer Kollektion aus Sicht ihres kindlichen, naiven Ichs auf. Die Bedeutung der Nachhaltigkeit entwickelte sich aus der Sicht der ausbildeten Designerin, indem sie das Durchwühlen des Kleiderschranks der Eltern auf die Verwendung von Secondhand Material übertrug. Die "Basteleien", die durch das kindliche Spiel entstanden, werden zu "Werke" und die Nachhaltigkeit zum Grundstein für eine neue Ära in der Modegestaltung.
Adriano Schaich "neo*vogu[e]ing"
neo*vogu[e]ing beschäftigt sich mit Mode abseits der dominierenden Gender Normen und zeigt, wie Mode aussehen kann, wenn Gender als etwas Fluides betrachtet wird. Als Vorbild dient die Ballroom Culture. Eine subkulturelle Gegenbewegung, welche im New York der 80er Jahren ihr eigenes Gendersystem erschuf, abseits der dominierenden Zweigeschlechtlichkeit. Für die Ballroom Community ist die Gender Identity, etwas formbares, viel mehr ein Akt der kulturellen Performanz, etwas das sich stetig weiterentwickelt. neo*vogu[e]ing knüpft an diese visionären Ansichten an und führt die stattgefundene Gender Transgression im Kontext der Genderfluidität und der Mode fort. Die Auseinandersetzung dieser Arbeit zeigt auf, wie Mode abseits der Grenzen von Gender erlebt wird und bietet das Potential, die bisher vorherrschenden binären Definitionen von Männlichkeit und Weiblichkeit weiter zu diversifizieren, deren Grenzen aufzubrechen und „fluide“ zu gestalten.
Jacqueline Scherlinger, "TIGRIS TANG"
Die Idee der Kollektion TIGRIS TANG kam mit dem chinesischen Tigerjahr 2022. Die Kollektion kombiniert die westliche moderne Kleidung mit der Ästhetik der chinesischen Kultur während der Tang Dynastie. Das Konzept und die Designelemente basieren auf dem Tiger. Der Tiger wird sowohl in der Form als auch in den selbst erstellten Prints und Stickereien aufgegriffen. Die Kollektion kreiert einen neuen chinesischen Stil, der einerseits ein Gefühl von traditionellem chinesischem HanFu gibt, andererseits alltagstauglich ist. Die Kleidungsstücke treffen genau die Mitte zwischen Modernität und Tradition. Die Wildheit des Tigers findet sich in den Streetwear Teilen der Kollektion wieder. Die Arbeit verbindet Eindrücke aus der Kindheit in China mit der Jugend in Europa.
Arzu Simsek, "Durch Wahrnehmung und Empfindung die Stimmung beeinflussen."
Die Kollektion "Durch Wahrnehmung und Empfindung die Stimmung beeinflussen." hat sich von der Art und Weise wie Menschen ihr alltägliches Leben wahrnehmen inspirieren lassen und sich dabei die Frage gestellt, inwiefern die Wahrnehmung die Stimmung beeinflussen kann. Das Konzept konzentriert sich auf Themen wie der Kontrast, das Licht und die Transparenz und verfolgt die Absicht Menschen auf ihre eigene Wahrnehmung zu sensibilisieren und aufmerksam zu machen. Durch verschiedene Ansätze der Materialien und der Modifikationen, soll das Projekt die Möglichkeiten, die die Transparenz der Materialien aufzeigt, verdeutlichen. Mithilfe des Lichteinfalles und der Körperbewegung wird der Eindruck erweckt, die Materialien seien lebendig. Durch das Zerstreuen des Lichtes von den Materialien auf die Umgebung wird diese auch ein Teil der gesamten Kollektion. Während der Betrachtung ist der Beobachter eingeladen die Materialien mit den eigenen Sinnen wie die des Sehens, Fühlens und Hörens wahrzunehmen und zu erleben.
Julia Walter, "The Monsters of Marilyn"
Marilyn Monroe gilt als Pop-Ikone, Kultfigur und Legende. Als glamouröses Pin-up-Model, Hollywood-Schauspielerin und Sängerin machte sie sich einen Namen als Sexsymbol in den 1950er Jahren. Allerdings startete ihr Leben holprig: Sie lernte ihren Vater nie kennen, ihre Mutter war die meiste Zeit in der Psychiatrie. So wurde sie ihre gesamte Kindheit hin-und her gereicht. Was viele nicht wissen: Marilyn hatte innere Dämonen. Diese versuchte sie mit Pillen und Alkohol in den Griff zu bekommen. Es wird mittlerweile davon ausgegangen, dass Marilyn Monroe an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung litt. Diese ist gekennzeichnet durch instabile zwischenmenschliche Beziehungen, einem verzerrtem Selbstwertgefühl, starker emotionaler Reaktionen und einem Gefühl von innerer Leere. So herrschen auch Spekulationen, ob es sich bei ihrem Tod vielleicht um einen Suizid handeln könnte. "The Monsters of Marilyn" soll eine Kollektion sein, die auf die wahre Marilyn aufmerksam macht, sie aber auch ehrt. Anstatt sie wie die Medien konstant zu objektifizieren und zu kapitalisieren, soll ihre Persönlichkeit und ihr Leid, somit aber auch ihre unglaubliche Stärke im Vordergrund stehen.
Ella Wanner, "ADRENALINE"
„ADRENALINE“ behandelt die Emotion eines positiven Adrenalinrausches. Erzählt wird das mittels des Konzepts, welches neuartige, halsbrecherische Extremsportarten definiert. Bei den Sportler*innen soll dieser Rausch bis ins Extrem ausgereizt werden. Dies geschieht über das Konzept, also das Wissen über die bevorstehende Tat, sowie folglich über die ungewöhnliche Schnittführung, die dem Träger ein Gefühl ab der Norm eines normalen Tragekomfort bietet. Zudem bestärkt die Optik der Looks dieses Gefühl ebenfalls. Die gesamte Kollektion basiert dabei auf dem Ansatz des „form follows function“. Die Funktion hierbei wird über das Konzept der neuartigen Sportarten in dieser Form das erste Mal behandelt. So entstanden Kreationen wie Paintball X Parcours, bei dem beide der bereits bestehenden Sportarten in der Mischung eine neue ergeben, welche aber in den folgenden Schritten ebenfalls neue Funktionen birgt.
Leona Anderson, "fluid body"
Die Kollektion "fluid body" befasst sich mit dem Thema der sozialen Identität und ihrer Veränderung. Insbesondere geht es um die Frage der Geschlechtsidentität. Starre Definitionen, wie z.B. was männlich und was weiblich ist, werden teilweise außer Kraft gesetzt. Durch das Verschieben des Kleidungsstücks am Körper bekommt es Raum und weibliche Merkmale, wie die Brust, verschwinden. Identität kann und wird durch Kleidung nonverbal kommuniziert. In der Kollektion sind Stoffmuster und ihre Assoziationen ein wichtiger Bestandteil. Stoffmuster wie Tweed, Tartan und Nadelstreifen sind Teil der Kollektion. Diese Muster und ihre Assoziationen, zum Thema Identität und Geschlecht, werden bewusst eingesetzt und in einen anderen Kontext gestellt. Die Kollektion ist eine Auseinandersetzung mit Identitätszuschreibungen in Bezug auf Kleidung, Textilien und das Spiel mit deren Assoziationen. Dabei werden Definitionen typischer Geschlechterzuordnungen aufgelöst und neu interpretiert.
Fotograf*in: Maxim Schipko
Ivona Andrlon, "The other side"
Der Schatten ist nicht nur in unserer physikalischen Welt, sondern auch in unserer inneren, psychischen Welt vertreten. Die Eigenschaften des physikalischen Schattens beinhalten Licht-Verhältnisse, das Abbild eines Objekts, umfasst eigentlich keine Materie und kann nicht eigenständig existieren. Er ist sozusagen unser „stiller Doppelgänger“. Der psychologische Schatten kennzeichnet sich durch seinen Ursprung im tiefen Unterbewusstsein. Er wird hier als alles negativ verdrängte und Verborgene beschrieben. Er umfasst nicht-akzeptierte Persönlichkeitsanteile, die dem Ich-Ideal nicht entsprechen. Der psychologische Schatten ist, analog zum physikalischen Schatten, der „dunkle Doppelgänger“. Wie würde das ganze aussehen, wenn man den physikalischen Schatten und den psychologischen Schatten miteinander in eine textile Materialität umsetzt? Ziel ist es, den Schatten aus seiner Stille herauszunehmen und ihn in den Fokus zu setzen, sodass er sich in seiner gegebenen Materie auf seine Art und Weise, mit Hilfe des menschlichen Körpers, entfalten kann. In Folge dessen soll er nicht mehr der stille und dunkle Doppelgänger, sondern ein wandelndes und ein endlos schöpfendes Potenzial sein.
Fotos: Ivona Andrlon, Foto und Lichtassistenz: Rita Liparoti, Stefanie Hadamjetz, Meilin Hang Schäfer, Fabienne Golderer, Mariana Guilherme Nunes, Fotostudio/Voreinstellungen: Harald Koch
Lauréline Bopp, "An Afrikan Chromo Morpho Typologie"
Die Kollektion "An Afrikan Chromo Morpho Typology" wurde in der Elfenbeinküste für die ivorische Bevölkerung konzipiert und entworfen. Jeder Look repräsentiert eine Persönlichkeit, wie sie in der empirischen Theorie der Chromo-Morpho-Typologie definiert ist, angepasst an eine entsprechende Persona in Abidjan. Die schönen Stoffe, Materialien, traditionellen Muster und Kleider waren die Inspiration für diese Kollektion. Auch das Element der Nacktheit, das ursprünglich bei vielen Stämmen durch die Betonung von Ornamenten zum Einsatz kam, findet sich in jedem Look wieder. Auf diese Weise passt das Outfit gut zu dem heißen Klima. Die Designerin wollte die Schönheit der Kultur der Elfenbeinküste, in der sie als Kind gelebt hat, zum Ausdruck bringen. Indem sie die von den Einheimischen geäußerten Bedürfnisse mit der gebotenen Demut umsetzte, wurde eine Vision, ein Traum für acht ivorische Frauen in ebenso vielen originellen Looks verwirklicht.
Fotograf*in: Lauréline Bopp
Aurélie Harazim, "PRESSURE"
Die Arbeit “PRESSURE” ist unter einem konzeptionellen Ansatz von verschiedenen Charakteren entstanden. Jeder einzelne der erschaffenen und entwickelten Charaktere beschreiben eine Stresssituation, die den jeweiligen Charakter an und über seine Grenzen bringt. Sie waren die Grundlage für die Entwicklung der Designs. Das Hauptaugenmerk der praktischen Arbeit liegt bei den aufwändigen gestressten Materialbearbeitungen, die in jedem Kollektionsteil zu finden sind. Zusätzlich zu Schneiderpuppen wurde auch an Menschen drapiert, um aus gezwungenen Körperhaltungen neue Formen zu erschaffen, die in die Schnittentwicklung übergegangen sind. Auch wurde computer-aided Design verwendet, um extreme Volumina und Schnitte zu erschaffen. In der Kollektion wird aber nicht nur der Stress und all das Negative, was mit Druck assoziiert wird aufgezeigt, denn jeder dieser Stressmomente und Grenzüberschreitungen prägen den Charakter auch im Positiven.
Fotograf*in: Isabelle Dingler
Daria Krasnykh, "L'art pour l'art - Mode und Kunst zwischen Zufall und Absicht"
L’art pour l’art - die Kunstbewegung nach der Kunst nur ästhetischen Kriterien genügen soll. Sie soll keinen sozialen, politischen oder religiösen Zweck erfüllen. Deshalb besteht der Reiz in der Kollektion darin, sich dem Grundgedanken “Kunst um der Kunst Willen” vollständig zu widmen. Die Formentwicklung entstand nach einer eigen entwickelte Theorie von Zufall und Absicht. Motive aus der Kindheit und vergangenen Kollektion finden sich wieder. Besonders wichtig war dabei der Schritt, über die Kunst, in Form von eigenen Aquarellen und Grafiken zu den Kollektionsteilen zu finden. Kunst schwankt so wie diese Arbeit immer wieder zwischen dem, was wir konzipieren und was sich uns scheinbar zufällig an den Orten zeigt, die wir für Inspiration aufsuchen, digital oder analog. Mit dieser Kollektion wird der Mittelweg zwischen Zufall und Absicht beschritten. Denn so, wie ein Kunstwerk aus l’art pour l’art nie in Reinform existieren kann, so können wir nicht bestreiten, dass all unsere Werke ein Produkt unserer Erfahrungen, tiefsten Bedürfnisse und unserem daraus resultierenden Verständnis für Ästhetik sind.
Fotograf*in: Daria Krasnykh
Marlène Meziane, "OMNIPHORIA"
Wir kennen es alle. Wenn es am ganzen Körper kribbelt, wenn wir nicht aufhören können zu lächeln, wenn das Herz schneller schlägt und wenn wir die ganze Welt umarmen wollen, dann, sind wir verliebt. Was passiert, wenn wir uns verlieben? Was passiert wenn Mode sich verliebt? Der Zustand des Verliebtseins ist ein komplexes Momentum. Sobald wir die rosarote Brille aufsetzen, übernimmt das Bauchgefühl das rationale Denken und wird zu etwas Unkontrollierbarem. Man wird nicht nur unzurechnungsfähig sondern gleichzeitig verhaltensauffällig. Eigentlich eine Universalerfahrung, die wohl jeder von uns schon mal durchlebt hat. Das Ziel der Kollektion ist es, romantische Gefühle und Emotionen durch eine persönliche Interpretation in eine neue gestalterische Form zu übersetzen. Die Kollektion „Omniphoria“ steht sinnbildlich für eine Verbildlichung von romantischen Gefühlen.
Fotograf*in: Katharina Fast
Hannah Schneider "the power of a name"
Die Kollektion "the power of a name" befasst sich mit der Bandbreite der strukturellen patriarchalen Gewalt gegenüber weiblich gelesenen Personen. Beginnend von den antrainierten patriarchalen Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit, die in einer hierarchischen Beziehung zueinander stehen, über die verbale Herabsetzung, der sexualisierten, psychischen, körperlichen und häuslichen Gewalt bis hin zum Femizid, der absoluten Eskalation. The power of a name. Wenn Betroffene das Schweigen brechen. Opfer, die zum Subjekt werden, vom Passiven ins Aktive, vom Privaten in die Öffentlichkeit gehen, in einer Scheinwelt lebenden patriarchal geprägten Gesellschaft. Das Ziel der Arbeit ist es das Problembewusstsein für die Bandbreite dieser noch heuten strukturellen Gewalt zu stärken. Außerdem soll Betroffenen Mut gemacht werden laut zu werden. Für mehr Solidarität, Unterstützung und Zusammenhalt.
Fotograf*in: Hannah Schneider
Aleyna Simsekoglu "Meliorism"
„ We cannot solve our problems with the same thinking we used when we created them.“ - Albert Einstein. Jeder glaubt zu wissen, was Nachhaltigkeit bedeutet und wie groß der Schaden ist, den die Bekleidungsindustrie anrichtet. Jedoch scheinen uns die Probleme dieser Industrie so weit entfernt, dass es kaum Auswirkungen auf unser Konsumverhalten zeigt. Mit der Kollektion Meliorism soll bewusst gemacht werden, dass die Erkennung des Problems, der erste Schritt zur Besserung ist. "Meliorism" steht für ein Konzept oder eine Strategie, die Mithilfe des Menschen, einen Wandel in der Welt herbeiführt. Die Inspiration dieser Kollektion beruht demnach auf der Bestandsnahme und Recherche über Nachhaltigkeit in der textilen Branche. Er dient als Verdeutlichung und Beweis dafür, dass die Welt durch Menschenhand verbessert werden kann und das alle (Designer, Entwickler und Konsumenten) Verantwortung dafür tragen müssen.
Fotograf*in: Merve Nur Sürmeli
Elisa Wenzel "Unutra"
Der Name der Kollektion Unutra bedeutet aus dem kroatischen übersetzt “innen”, “drinnen” oder auch “herein”, “hinein”. Damit wird schon im Arbeitstitel der Kollektion ein “Hineinblicken” suggeriert, nämlich das Hineinblicken in die Erinnerungen und somit in das “innere” eines Selbst. Unutra spielt mit den Erinnerungen drei unterschiedlicher Generationen, die sowohl durch positive als auch traumatische Erlebnisse, die Designentscheidung beeinflussten und anhand von wissenschaftlich erforschten Phänomenen der Gedächtnisforschung begründbar sind. Somit mischen sich Kindheitserinnerungen mit Bildern von Sommerurlauben und denen des Jugoslawienkrieges. Denn: Erinnerungen, egal ob unsere eigenen oder die anderer, können unsere Wahrheit verändern und unsere Identität beeinflussen. Alle Eindrücke, die wir in unserem Leben sammeln, auch die schönsten und emotionalsten, können fehlerhaft sein.
Fotograf*in: Elisa Wenzel
Eleonore Brive, "Next Fashion"
“Fashion has always celebrated the ingenuity of nature, from its organic shapes and patterns, materials and fibers, to the wide array of colours and textures. With the rise of fast fashion, the natural world is plundered for its resources, putting the relationship between fashion and nature under strain.” Dieses Zitat stammt aus der „Fashion for Good“-Ausstellung in Amsterdam für zukünftige und innovative Textilien in der Modeindustrie. Heutzutage herrscht ein Überfluss an Siegeln und verschiedensten Informationen zu sogenannten „nachhaltigen“ Materialen. Der Kunde verzweifelt an der Materialauswahl des Produkts und verliert dabei jegliches Gefühl, Wissen und Gespür für Qualität. Das Wissen über guter Verarbeitung für ein langlebiges Kleidungsstück verblasst über Generationen. Über eine Materialrecherche gab es eine Auseinandersetzung mit der Textilentwicklung. Damit ein Kleidungsstück über mehrere Jahre tragbar wird, müssen viele Parameter, wie Faserqualität, Herkunft, Verarbeitung, Form und Schnitt des Kleidungsstücks übereinstimmen. Dabei soll die Designsprache miteingeschlossen werden. Anhand der luhmannischen Theorie habe ich versucht, das komplexe Thema der Nachhaltigkeit unter meinen Bedingungen/Parametern zu selektieren und auf ein einfaches modulares System zu reduzieren. Durch die Herangehensweise von Systemen ist es möglich sich vom aktuellen Modesystem zu trennen und mit einem neuen System zu arbeiten. In diesem System sind die Verbindungen der Elemente in sich selbst modular. Das Design entsteht und interagiert aus drei Ebenen: der Design- bzw. Formsprache, dem Material und die vom Designer ausselektierten Nachaltigkeitsaspekte. Die jeweiligen Elemente werden aus einer Ebene jeweils zu einem Cluster vereint und später in die Einzelteile der Kollektion reinterpretiert. Ziel der Kollektion ist es, einen Lösungsvorschlag zur Problematik der Nachhaltigkeit in dem aktuellen Modesystem vorzustellen: eine langlebige und nachhaltige Kollektion.
Isabelle Dingler, "DeGender Fashion"
Die Kollektion „DeGender Fashion“ befasst sich mit dem Prinzip Mode vom Konstrukt Gender zu lösen und neuartige Looks zu erschaffen, die nicht mehr primär nur einem Geschlecht zugeschrieben werden können, sondern eigenständig und an allen Körpern funktionieren. Diese Arbeit ist mit der Intension entstanden, aufzeigen zu wollen, dass weder Kleidung noch Mode ein Geschlecht hat und von jede*m getragen werden kann und dass die vorherrschende Binärität in der westlichen, industrialisierten Gesellschaft und dem dazugehörigen, heteronormativen Kleidungssystem obsolet ist und umgedacht werden sollte. Es ist längst an der Zeit Mode neu zu denken, komplett zu „entgendern“ und sich auch außerhalb der Modewelt von dem Gedanken, dass Geschlecht ein rein binäres System sei, zu verabschieden. „DeGender Fashion“ soll eine Veränderung in der Modebranche vorantreiben, weg von festgefahrenen Konzepten wie „Womenswear“, „Menswear“ und „Unisex“, hin zu einem System, welches nicht mehr kategorisiert, weil es einfach genderneutral ist und somit weder ausgrenzt noch diskriminiert und für jede*n funktioniert.
Philipp Eyselein, "following poppy lascelles"
following poppy lascelles ist ein szenographisches Kollektiv vestimentärer Objekte, die in der Verbindung mit Musik, Film und Projektion zu einem Gesamtkunstwerk werden, dass auf der Bühne eine Welt abseits der entzauberten Realität schafft, in der der Zuschauer in den wahnsinnigen Traum absteigt: Dem Kult des Dionysos.
Inspiriert von Nietzsches Geburt der Tragödie und der Figur Poppy Lascelles aus dem Videospiel „Cultist-Simulator“ entstand so eine Arbeit, deren Taumel sich in Fabelwesen und Konzepten aus dem Göttermythos äußert, in die statuenhafte Welt des Apollo gebannt. In diesem Bruderbund vereinigen sich Gegensätze: Schön und Schrecklich, Wahnsinn und Schönheit, Mensch und Tier, um den Betrachter eine notwendige Flucht aus einem Alltag zu bieten, der das Heilige verbannt hat und nur dem Optimismus der Wissenschaft folgt, der an vielen Stellen an seine Enden gekommen ist.
Greta Grinkeviciute, "Fashion.Startup.Creator"
Die Modewelt befindet sich stetig im Wandel und steht vor vielen Herausforderungen. Die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit stehen im Fokus. Durch digitale Designprozesse lassen sich Kollektionen effizienter planen und entwickeln, Kosten minimieren und auch die Nachhaltigkeit lässt sich steigern. All das führt dazu, dass sich ein angehender Modedesigner im digitalen Zeitalter mit diesen Themen auseinandersetzen muss. Es gibt so viele Gründer, die großartige Ideen und Visionen haben. Doch vielen fehlt das unternehmerische Know-how. Die Voraussetzung für das Betreiben eines erfolgreichen Modelabels sind 90 Prozent unternehmerische und 10 Prozent künstlerische Fähigkeiten. Aus diesem Grund scheitern so viele Neugründungen in der Kreativbranche. Um das zu ändern habe ich eine moderne App mit dem Namen „Fashion.Startup.Creator“ für angehende Designer visualisiert. Die App soll den Designern als Unterstützung für die Erlangung der existenziellen und unternehmerischen Fähigkeiten dienen. So können angehende Designer aus Fehlern anderer Gründer lernen und Schritt für Schritt ihr eigenes Label erfolgreich aufbauen.
Stella Muriel Müller, "Partnerlook & Michelangelo Phenomenon"
Stella Muriel Müllers Bachelor Kollektion mit dem Titel „Partnerlook & Michelangelo Phenomenon“ basiert auf den Themen Zweisamkeit, Beziehungen und Selbstbewusstsein und Wahrnehmung. Daraus hervorgehend kreierte sie modulare, überwiegend unisexe Looks für Paare, Freunde und Partner, die optisch ein Gesamtbild ergeben und trotzdem Rekombinationen und Personalisierungen zulassen. Stellas Rolle als Designer ist dabei vergleichbar mit der eines DJs, da sie die Partnerlooks jedes Mal von neuem wie Tracks miteinander „mixt“, um einen fließenden Übergang zu erzeugen und die charakteristischen Teile beider Looks am besten hevorzuheben. Die gesamte Kollektion besteht aus verschiedensten Stoffen, die sie mit ihren eigenen Designs bedrucken ließ.Das Thema Partnerlook ist im Rahmen von R22MiE zu betrachten, Stellas Marke, die sie 2021 in Mailand als gemeinsame Wear für ihre Erasmuscommunity gründete. Das Work R22MiE leitet sich von Roomie ab, wobei die 22 für die ehemalige Hausnummer und somit den Schlüssel zum Herzen steht. Passender Weise ergibt sich beider Spiegelung einer der beiden 2er ein Herz aus der 22. Dieses Logo steht stellvertretend für die Liebe, die der Partnerlook visuell ausdrücken soll, denn es ist eine Entscheidung für eine gemeinsame Wear, für ein visuelles Gesamtbild und somit eine Geste der Zusammengehörigkeit. Das Michelangelo Phänomen besagt, dass zwei Partner gegenseitig das Potential des anderen erkennen und bestärken und sich somit wie Skulpturen des Michelangelo gegenseitig hin zum ideal formen. Diesen Anspruch übertrug Stella auch auf ihre Kollektion in 2022, indem sie nach ihrer Vorstellung den idealen gemeinsamen Look als einen modularen definierte, da er durch zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten zugleich spielerische Freiheit und Entfaltung beider Partner gewährleistet.
Sophie Peschanel, "may.be"
Das Projekt "may.be" von Sophie Peschanel beschäftigt sich mit dem Thema der passiven Todessehnsucht. Die Kollektion setzt diese in ein Stimmungsbild, welches sich durch seine „wegdriftende“ Formen, dumpfe Farben und die Verschiebung bekannter Elemente auszeichnet. Die Materialauswahl, die Schnitt- und Linienführung und die Muster weisen eine Art „Verrücktheit“ (im eigentlichen Wortsinn) auf. Somit werden die Gefühle der mit Todessehnsucht lebenden Persona nach außen gekehrt. Für Betrachter wird die psychische Verfassung des Trägers sichtbar. Alles beginnt zu Verblassen, ist jedoch nicht verblasst. Hat sich nicht aufgelöst. Somit bleibt die Möglichkeit des weiteren „fading away“, der Persona und mit ihr der Kleidung bestehen, ist jedoch nicht gegeben. Es bleibt unklar, was mit der Persona geschieht. Ob sie weiter in die Todessehnsucht abdriftet. Ob die Melancholie, Lethargie und Apathie die Überhand gewinnen. Eine Auflösung der Situation gibt es nicht. Sie ist vielleicht. Sie ist may.be.
Jessica Reißfelder, "Expand"
Der Mensch ist ein "Mängelwesen", so Konrad Lorenz. Wir haben keine Körpereigenen Schtzmechanismen entwicklet, was im Straßenverkehr ein besonderer Nachteil ist. Gerade als leidenschaftlicher MotorradfarerInn möchte man bei der Freude am Fahren keine Abstriche machen. In der Tierwelt hingegen entwickleten sich ausgeklügelte Schutzmechanismen um ihr Überleben zu sichern. Eine besonders gute Strategie hat das Schuppentier entwickelt. Bei drohender Gefahr rollt es sich zusammen und stellt somit seine Schuppen auf. Für den Jäger ist es so unmöglich an sein zartes Fleisch zu gelangen, es wirkt wie eine Kugel verhärtet mit scharfkantigen Schuppen. Die augenscheinlich Überlappende Struktur zieht sich also bis in die kleinste Ebene des Panzeraufbaus durch und sorgt für außerordentliche Bruchstabilität. In der Bachelor Kollektion "Expand" habe ich mir die Frage gestellt, wie man diesen Mechanismus nutzen und ihn auf den Menschen übertragen kann. Zudem habe ich an einer innovativen Airbaglösung geforscht. Im Alltag ist dieser eins mit dem Textil, unscheinbar und bequem, nur im Ernstfall schnellt er heraus.
Tugba Topcu, "What do you want to be when you grow up?"
What do you want to be when you grow up?" ist inspiriert von meinen Wurzeln. Um die Frage zu beantworten, musste ich erst herausfinden, wer ich bin. Ich erinnere mich an meine Herkunft und versuche so, meine Ankunft als Antwort auf die Frage zum Ausdruck zu bringen. Inspiriert durch die Eindrücke und Souvenirs von dem Heimatdorf meiner Familie Ilisu Kasabasi, welches zu der Region Kappadokien gehört. Die Inspirationen aus meinem Heimatdorf sind essenzieller Bestandteil dieser Kollektion, denn die Kollektion spiegelt mein Gefühl von Heimat wider. Alles, was ich auf meiner Reise zurück zu meinen Ursprüngen begleitet hat, sollte noch einmal rückblickend vorbeiziehen, um wieder daran erinnern zu lassen, wo die Reise begonnen hat. Wer möchten wir sein, wenn wir groß sind? Wir hören nie auf zu wachsen. Es ist eine ständige Reise. In meiner Reise ist meine Herkunft meine Ankunft.
Corinna KOLTER "n:einheit"
Die Kollektion "n:einheit" bezieht sich auf die EU und die ihr gegenüber immer stärker werdende Skepsis sowie die in ihr wachsenden nationalistische Strömungen. Ziel war es ein stärkeres Bewusstsein für das erneute Aufflammen nationalistischen Gedankengutes innerhalb der EU zu erlangen und gleichzeitig die Möglichkeit zu bieten von einem gemeinschaftlichen Europa ohne Grenzen zu träumen. Hauptbestandteil der Kollektion sind Elemente verschiedener Trachten kombiniert mit Komponenten aus der europäischen Fußballszene. Sowohl die Tracht als auch der Fußball können Zugehörigkeit ausstrahlen und vereinen, gleichzeitig aber auch instrumentalisiert werden um auszugrenzen. Dabei wurden sowohl die Tracht als auch der Fußball aus seinem regionalen Zusammenhang gelöst und entkräften den durch Nationalpopulisten immer wieder geforderterten Schutz der nationalen Kultur und Tradition. Zum einen durch die Erkenntnis, dass es ohnehin schon viele Gemeinsamkeiten gibt, zum anderen, dass durch einen gemeinsamen Austausch und die dadurch entstehende Vielfalt nichts verloren gehen muss, sondern es zu einer Aufarbeitung der nationalen Kultur kommen kann, die ihren ausgrenzenden Charakter verliert.
Fotografin: Celine Warta
Clelia Schäfer "ENTER THE VOID - surreal, so real?"
Die Abschlusskollektion mit dem Titel „ Enter the Void- surreal, so real?“ basiert nicht nur auf meinen persönlichen Träumen, sondern auch auf eigenen Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen zum den Themen Schlaflosigkeit, Bewusstsein, Unterbewusstsein, Leistungsdruck, Medikation und Rausch. Für die Recherche waren auch die Erfahrungen der Menschen in meiner Umgebung von großer Bedeutung. Seit Freuds ersten Theorien zu Träumen im Zusammenhang mit der menschlichen Psyche weiss man, wie stark sich Träume, Unterbewusstsein und Bewusstsein gegenseitig beeinflussen. Hauptsächlich geht es darum, zu erkennen wie sich langjährige Traumata, die tief ins Unterbewusstsein verdrängt wurden, durch die Fähigkeit zu träumen wieder Ihren Weg ins Bewusstsein zu finden können, um vearbeitet zu werden. Man muss sie nur lassen!
Eva Häuser "Otherworldly"
Wir alle fliehen. Von Zeit zu Zeit. Sind wir hier. Aber nicht wirklich. Eskapismus beschreibt das Phänomen der Flucht aus der Realität in eine imaginäre Scheinwirklichkeit. Wir verschließen die Augen vor der Wirklichkeit und verlieren uns in Welten voller Fantasie, Genuss, in Tagträumen oder Wunschvorstellungen. Besonders in Krisensituationen und ungewissen Zeiten neigen wir Menschen zu dieser Flucht ins Imaginäre. Die Abschlusskollektion „Otherworldly“ visualisiert zwei Arten der Flucht, die für die Zeit des Lockdowns in der Corona Pandemie besonders kennzeichnend waren. Während wir uns auf der einen Seite wieder verstärkt in die Natur sehnten und begannen diese zu idealisieren, zogen wir uns aufgrund von gesellschaftlichen Beschränkungen immer mehr zurück um in virtuelle Welten abzutauchen. Die erste Flucht „Escape To Arcadia“ beschreibt einen Tagtraum in einen Paradiesgarten, einen Ort der Harmonie, Sinnlichkeit und Ausgelassenheit. Die zweite Flucht namens „Virtual Escape“ zeigt das Eintauchen in virtuelle (Spiel-)Welten. Beide Welten fusionieren in der Kollektion und bilden eine neue Einheit. In einer virtuellen Sehnsuchtslandschaft entsteht eine digitale Romantik.
Katharina Fast "THE GAME - Eine konstruierte Performance"
„Tales of a broken lamp“ – Die Umgebung des Life Action Role Play gleicht einer mysteriösen Unterwasserwelt. Die Spieler:innen beginnen das Spiel als Tauch-Expeditionsgruppe. Geschmückt von surrealen Unterwasserwesen, zieht sich der Weg immer tiefer durch die seltsame Umgebung zieht. Währenddessen wird es immer dunkler und es gibt ein großes Problem: Alle Lampen sind kaputt. Der einzige Weg, die Welt zu erkunden ist es, durch Mini-Games und andere performative Aufgaben an die leuchtenden Unterwasserwesen zu kommen. Der Tauchanzug dient zur Adaption dieser Objekte. Das K.haus Collective entwickelte dieses Spiel um eine Art Schnittstelle zwischen Kostüm- und Gamedesign zu erschaffen. Durch Re- und Upcycling Techniken wird ein ressourcenschonender kreativer Prozess ermöglicht. Das Collective arbeitet zu großen Teilen mit bekleidungsuntypischen Materialien, wie z.B. Plastik und anderen Industrieabfällen. So soll ein Bewusstsein für die ansteigende Umweltverschmutzung geschaffen werden.
Sophia Heck “IL.LUX.ION"
Alles, was lebt, lebt im Licht alles, was existiert, strahlt Licht aus. Alle Dinge empfangen ihr Leben vom Licht, und dieses Licht ist in seiner Wurzel selbst Leben. – Paracelsus Der Titel "IL.LUX.ION" bildet sich aus der Verschmelzung des Wortes "Illusion" und des lateinischen Wortes "lux". Licht und Farbe stehen in direktem Zusammenhang, denn ohne Licht ist keine Farbe zu sehen. Farben sind nichts Absolutes und sind ständiger Veränderung ausgesetzt. Das Licht der Sonne nehmen wir als weißes Licht wahr, doch hierbei handelt es sich um eine Illusion. Beim Betrachten eines weißen Gegenstandes, reflektiert dieser Gegenstand alle Lichtwellen und somit werden alle drei Farbrezeptoren im Auge gleichmäßig stimuliert. Die Rezeptoren unserer Netzhaut können nur einen kleinen Bereich des Lichtes verarbeiten. Dieser Bereich ist begrenzt auf die sieben Spektralfarben. Wie wir Farben empfinden, hängt von unserer subjektiven Wahrnehmung und persönlichen Erfahrungen ab. Doch es gibt archetypische Assoziationen zu Farben, die universell ähnlich empfunden werden. Alles auf der Erde ist Schwingung, somit ein Ton und eine Farbe, wie Paracelsus schon sagte.
Claudia Walter "Room of Wonders: HYBRIDSFERIA"
Was ist meine Wahrheit, wenn ich Traum und Erinnerung nicht mehr unterscheiden kann? HYBRIDSFERIA /СФЕРИЯ ist der Ort des Selbst. Die Zwischenwelt, in der sich die hybrid-nationale Identität zwischen den Stufen der kulturellen Initiaton entfaltet. In ihr vermischen sich Erinnerung, Traum, Farben und Formen zu einem hybriden Märchen, in dessen Handlung die Heldenreise zur bikulturellen Identiät zum zentralen Thema wird. Room of Wonders: HYBRIDSFERIA ermöglicht es diesen ganz persönlichen Mikrokosmos visuell und physisch erleben zu können. Es entstehen Hybride aus Kindheitserinnerungen an starke, weibliche Vorbilder und Abbildungen persönlicher Folklore, sowie Handwerkstechniken der deutschen Großmutter und Kleidung der russischen Mutter.
Fotografinnen: Laila Eby, Abarna Kugathasan, Claudia Walter
Sara Citella ROOM OF WONDERS: "che Mirabilia!"
Die Bachelor Kollektion ROOM OF WONDERS:"che Mirabilia!"entsteht aus der Idee,das expositive Modell der Wunderkammer mit dem des Concept Stores zu verbinden und wirkt wie eine Ausstellung,die Mode,Artefakte,Fotografien und Zeichnungen beinhaltet. Diese haben die Funktion, den Betrachter zu erstaunen und durch ihre verstreute Anordnung neue Emotionen und unerwartete Zusammenhänge zu wecken. Gleichzeitig sind sich die Besucher bewusst,dass sie sich in einem Raum befinden, der der Präsentation und dem Verkauf von Produkten gewidmet ist und der den neuen Status eines Wunder Stores annimmt. In diesem Jahr der Pandemie hat sich mein Aktionsradius plötzlich sehr eingeschränkt und mein Interesse hat sich auf meine italienische Herkunft konzentriert, einschließlich der Charakteristika, Symboliken und Gesten meiner Familie und der Orte, an denen ich geboren und aufgewachsen bin. Zusammen mit der Verwendung traditioneller Techniken wie Häkeln und der Zusammenarbeit mit lokalen Textilfirmen war dies der effektivste und wahrhaftigste Weg, um die zeitgenössische Natur dessen, was ich lebte, zu reflektieren.Das"che Mirabilia!"FASHION MOVIE wirkt dann als Bindeglied zwischen Inhalt und Recherche.
Abarna Kugathasan "Room of Wonders: DIASPORA FANATISM"
Die Abschlusskollektion „ Room of Wonders: DIASPORA FANATISM“ basiert auf meiner Familiengeschichte, das Aufwachsen zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen und die Entstehung einer transkulturellen Heimat. Getrieben von der Sehnsucht nach einer unerreichbaren Heimat, schafft die Diaspora einen künstlichen Zufluchtsort. Nostalgie wird ausgedrückt, Kulturen verschmelzen und neue Traditionen werden geboren.
Maria Welter "RE/VENTIA"
Heutzutage wird Nachhaltigkeit als Selling Point immer wichtiger in der Westlichen Textilindustrie. Unser der zeitiges Textilwirtschaftsmodel sieht vor Kleidung in der dritten Welt günstig zu produzieren und dann an die großen Europäischen Handelsmärkte zu verkaufen. Viele stabile afrikanische Länder machten nicht mehr als „Spendenbüchse der ersten Welt“ gesehen werden, sondern als aktive und attraktive Handelspartner. Diese Abschlussarbeit beleuchtet die Textilproduktion in Madagaskar und zeichnet eine Alternative für eine faire und nachhaltige Handelskette auf. Handel statt Hilfe leitet die neue Handelsdevise ein. Während der Bachelor-Recherche ist Maria auf das Traditionsreiche Textil Lamba gestoßen. Die Ästhetik der gestalteten Kleidung ist dabei an die schwingenden Lambas ausgerichtet. Ziel der wirtschaftlichen Modells ist es diese Textile Tradition zu erhalten und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Fotografin: Celine Wartha
Tobias Tengler "iNter"
Soziale Medien haben das System der Mode verändert. Wir schauen keine Mode mehr, sonder Mode Bilder. Diese Kollektion beschäftigt sich also mit der Multimedialität der Mode. Social Media Phänomene werden untersucht und visuell aufarbeitet.Zur Erstellung wurden verschiedenste verfahren verwendet, 3D Scans und Textil Animation/Simulation und KI zur Stellung ganzer Looks und Muster.
Helin Dogan "Daughter of two immigrants"
Insbesondere Menschen mit Migrationsgeschichte befassen sich mit der Fragestellung: „Wer bin ich und wer will ich sein?“ Diese Fragestellungen gewinnen in einer Zeit der Globalisierung vielschichtig an Bedeutung für die Gesellschaft unabhängig von der klassischen Migrationsgeschichte. Besonders in der Mode werden diese Fragestellungen der Identität und deren Einflüsse immer wieder neu diskutiert, analysiert und bewertet. Bei dieser Identitätssuche durchlaufen Menschen einen Emotionsprozess, auf welche sich diese Thesis konzentriert. Dieser Verlauf der Identitätssuche wird in dieser Arbeit mit fünf Stadien (Zwang / Kampf / Identitätskrise / Wut / Freiheit) herausgearbeitet und mit einer Kollektion visualisiert. Dabei greift die Kollektion folgende Schwerpunkte auf: Contemporary Dance, Farbausdruck, Form und Materialästhetik.
Fotograf: Max F. Nehlich
Jan Hartmann "SYS-OFF"
Wir meinen unabhängig und selbstbestimmt leben und agieren zu können und werden mehr von Ihnen bestimmt als es uns bewusst oder auch lieb ist. Sie bieten Ordnung und Strukturen- und damit Sicherheit. Die Rede ist von Systemen. Die Familie ist eines der ältesten Funktionssystemen und innerhalb gibt es oft deutliche Struktur, Funktionen und Rollen. Ausschlaggebend für die Kollektion war die ,,traditionelle’’ Rolle der Ehefrau und Mutter in der Familie. Durch Irritation, Störung, Auflösung oder ironische Übertreibung von traditionellen Bildern wird das vermeintliche ,,Klischee’’ von ,,Hausfrau, Ehefrau und Mutter’’ aus einer anderen/defekten Sicht gezeigt. Ästhetische Inspiration der Kollektion SYS-OFF waren die 50er Jahre und den damaligen Vorstellungen der Frauenrolle mit ihren Aufgaben in der Familie.
Rosalie Roth "Disappearing Fashion"
Disappearing Fashion, das Verschwinden, Entschwinden der Mode, der Kleidung. Kleidung die im Altkleidercontainer verschwindet und im Verarbeitungsprozess ihren Wert verliert. Wie kann diese Ressource genutzt werden und einem Kreislaufsystem zugefügt werden?Diese Arbeit beschäftigt sich mit alltäglichen Textilabfällen der Konsumenten, die als Schredderfaser wieder in ihren Alltag treten, jedoch nicht in Form von Kleidung. Disappearing Fashion ändert die Perspektive auf Altkleiderverwertung, greift in Prozesse ein und verfolgt ein ökologisch wertvolles Kreislaufsystem. Diese Arbeit ist eine Zukunftsvision und soll beispielhaft zeigen wie das Verwenden von eigentlich wertlosen Produkten wieder zu einem hochwertigen Baustein einer Produktion werden kann.
Fotograf: Niklas Muth
Jenny Nguyen "Voice - Over"
Stimmen sind Teil unseres Lebens. Die innere Stimme bezeichnet man als eigenen Grundton. Der Grundton ist die innere Intuition, die einem dazu verhilft seine Identität weiterzuerforschen. Für diese Kollektion wird der Fokus auf die eigene Grundstimme gelenkt. Das Konzept beruht somit auf dem Zusammenspiel zwischen mehreren Stimmen und einer Grundstimme. Es findet ein Voice-over statt, bei dem Stimmen sich überlagern. Die Originalstimme, die weiterhin hörbar ist, bildet einen Gleichklang mit den anderen Tönen. Jenny Nguyens Kollektion verkörpert das Wechselspiel verschiedener Tonhöhen, ohne dabei ihre Tonfrequenz zu verlieren. Eine Kollektion, die verschiedene Einflüsse nutzt, um daraus ihre eigene Ästhetik zu bilden, sodass der Rezipient nur eine Stimme herauszuhören glaubt.
Fotografin: Celine Warta
Larissa Pascale Binder "my haters are like stars - nobody can count them"
„my haters are like stars - nobody can count them“ – eine Auseinandersetzung mit vielen Fragen zu Ungerechtigkeiten, Sorgen um die Umwelt, Ängsten um die Zukunft – ein Konzept, dass mit den Mitteln und Möglichkeiten der Mode für einen gestalterischen Versuch steht, nachhaltige Lösungs- und Designideen zu realisieren – eine Kollektion, die diese Ideen auf unterschiedlichen visuellen, sowie am eigenen Körper erfahrbaren Ebenen darstellt. Im Fokus standen relevante Fragestellungen zu komplexen gesellschaftlichen Zusammenhängen und eine kritische Beschäftigung damit. Ziel war es, diese nicht nur oberflächlich und offensichtlich zu bearbeiten. Die Kollektion ist ein Vorschlag, alternative Vorstellungen und Wege mit Mode zu kommunizieren, kommentieren und Widerstand zu zeigen.
Fotograf: Marc Lunardi
Amanda Daum „Spanish soul“
Die Kollektion ist eine klassische Bekleidungskollektion. Sie verleiht ihrer Trägerin Stärke, Selbstbewusstsein und Weiblichkeit beim Tragen. „Spanish soul“ heißt übersetzt „spanische Seele“ und steht für die spanischen Wurzeln der Designerin Amanda Daum, welchen den kulturellen Hintergrund und die Identität in der Abschlusskollektion zeigen sollen. Die Inspiration kommt aus dem „Flamenco“ und zeigt auch Züge aus dem Stierkampf. Die Kollektion ist für jede starke Frau und auch für jede Frau, die sich stark fühlen möchte.
Cecilia Finking "exist realism"
Der Versuch, den Surrealismus von heute zu erfassen, wurde zu einer Auseinandersetzung mit den Sozialen Medien und der heute weltumgreifenden Sprache- den Bildern aus den Sozialen Medien. Sie werden mit Grimassen, Filtern und Bearbeitungen verändert und geben den Usern auf einer neuen Ebene einer (Sur-)Realität ein neues Ich. Ihr Sein wird gefiltert und jeder entscheidet selbst, wann und wie viel gefiltert und gezeigt werden soll. Adaptiert aus dem Surrealismus, wurde die Herangehensweise, der Weg zur Kollektion, unterstützt durch das Filtern von Farben und Formen, der Schwerpunkt der Arbeit. Verstärkt durch technische Filter, wurde dies zu einem Wechselspiel aus bewussten und unbewussten Entscheidungen. Ein betreten und verlassen einer analogen oder digitalen Realität. Ein exist und exit realism.
Sabrina Ohm "l'heure coloriée"
Willkommen in "l'heure coloriée" - Willkommen in der "Alternativen Wirklichkeit". "L'heure coloriée" wurde als fiktiver Rauschbegriff entwickelt, der ein positives Ausstiegs-Konzept beschreibt, entgegen der toxischen Vorstellung die von Medien und Politik suggeriert wird. Diese Art von Rauscherfahrungen tauchen seit je her immer wieder in der Geschichte auf. Von der Dionysischen Ekstase in der Antike bis hin zum Freizeit-Kult auf dem Rummel, wie wir ihn heute kennen. Durch die extrastimulante Technik der gezielten Reizüberflutungen entsteht eine "Alternative Wirklichkeit", die von einer Eigengesetzlichkeit geprägt ist. Unter dieser Vorstellung wurde die Kleidung selbst durch das Karussell gejagt und in einen Rausch versetzt, um dieses Phänomen zu illustrieren.
Luisa Heinermann "genug"
Der Impuls eine Art visueller Tinnitus. Reize die uns permanent überfluten. Ist es nicht längst genug? Genug definiert den Bereich des ausreichenden- "es reicht aus"...oder viel eher: "es reicht!" Ein entwickelter Prozess die Ästhetik des Genügenden zu erforschen. Genug ist genug. Genug als Konsequenz.
Jonas Konrad "das neue blau"
Ist es an der Zeit, dass ‚Mann‘ sich von der bisher vorherrschenden Definition von Männlichkeit löst, sie erweitert und diversifiziert und damit das Blau neu definiert? das neue blau befreit sich vom derzeitigen Verständnis des ‚klassisch Blauen‘ als Symbol des Männlichen und entwickelt davon ausgehend ein facettenreiches Spektrum, ohne sich in Gänze vom Blau zu lösen. Es entsteht eine Eigenständigkeit in der Vielfalt des Blauen, die jedoch nicht als Gegensatz zu oder als Ausschluss anderer Farben zu verstehen ist. Mit Hilfe des Konzeptes des ‚degendering and recomposing‘ erschafft das neue blau einen Bereich außerhalb der binären Unterscheidung von Männlichkeit und Weiblichkeit und bietet Kategorien und Konzepte angemessen für ein solches ‚Außerhalb’ an: Ein Außerhalb, in dem Blau nicht mehr nur blau ist, sondern auch grün, schwarz, gelb, beige, rosa, lila, orange, grau, pink, türkis, weiß, rot …
Fotograf: Felix Konrad
Anjana Berger "Thermal Dynamics - Zustände der Rationalität und Romantik"
Wie könnte aus der Wissenschaft eine Alltagskultur entstehen? Durch eine Abwandlung von bestehenden Werten und einer romantische Aneignung von Wissen, die in Analogie zum menschlichen Handeln gebracht werden kann? Der Mensch bewegt sich in komplexen Strukturen, in die er sich freiwillig immer wieder neu begibt, neu erfindet und neu ordnet. Die Thermodynamik bietet sich an eine Analogie zum menschlichen Dasein herzustellen, denn sie befasst sich mit Wärmeaustausch und Bewegung. Wärme und Bewegung bedeutet aus Sicht der Physik, Energie zu generieren und Kraft in Arbeit umzuwandeln. Übertragen auf den menschlichen Organismus bedeutet das, Kraft in zwischenmenschliche Beziehungen, kollektive Systeme wie Glauben oder Politik fließen zu lassen und selbst Ideen zu entwickeln. So findet das Subjekt einen Austausch seiner Gedanken und Emotionen mit Anderen und erfährt sich dabei als Individuum. In „Thermal Dynamics- Zustände der Rationalität und Romantik“ werden verschiedene Archetypen der Alltagskultur ausformuliert, die einer Gesellschaftsordnung aus Wissenschaft, Romantik und Mythos entspringen.
Fotograf: Shlomo Christopher Pozner
Friederike Bischoff [WEiTER.REiCHEN]
Neu ist gleich Alt und Alt ist gleich Müll. Innerhalb kürzester Zeit werden Dinge weggeworfen, ausgetauscht und durch „Neues“ ersetzt. Das Ziel für die Zukunft sollte aber sein, gar keinen Abfall mehr zu produzieren. Es braucht ‚Auf-stieg‘ statt ‚Ab-fall‘. Bei [weiter.reichen] wird alles im ersten Schritt als Grundmaterial mit viel Potential gesehen. Durch eine ästhetische Überarbeitung des ‚nicht mehr Gebrauchten’, wird diesem so nicht nur zu Wertschätzung, sondern auch zu neuem Nutzen verholfen und ihm durch das Weiterreichen ein Weiterleben ermöglicht. Nicht nur die umweltschonenden Aspekte sprechen für das Verwenden der weitergereichten Materialien, sie tragen zudem eine emotionale Ebene in sich: Die Geschichten von dessen Vorleben bleibt subtil erhalten. Dieses Projekt beschäftigt sich exemplarisch mit vier Materialgruppen: Pflanzen, Keramik, Holz und Textiles. Es entsteht ein Shopkonzept, bei dem Wissensverbreitung und Anleitungen zur Selbstbefähigung ausschlaggebend sind. - Wir müssen mehr weiter reichen, damit unsere Ressourcen weiter reichen!
Fotograf: Moby Pavlow
Martha Hupfauer "Des Kaisers neue Kleider"
Das scheint auf den ersten Blick die Kernaussage des Märchens 'Des Kaisers neue Kleider' zu sein. Auch wenn das Märchen grundsätzlich von einem zynischen Unterton begleitet wird, schaffte Hans Christian Andersen ein Werk, dessen Botschaft ebenso selbstironisch, wenn nicht gar ein wenig liebevoll, ist: Das Märchen thematisiert sowohl menschliche Abgründe als auch die ihnen zugrunde liegenden Ängste, wie die Angst vor Ablehnung, Beschämung und dem Nicht-Dazugehören und somit auch die verborgenen Sehnsüchte nach Anerkennung, Bestätigung und Zugehörigkeit. Es handelt von einem viel größeren Täuschungsgebilde, als dem rein profitablen Betrug der Schwindler und es fordert dazu auf, dieses zu enttarnen. Die Kollektion „ “ erkennt die Macht, welche Mode inne hat und erschafft durch Überzeichnung und Sichtbarmachen von Täuschungen eine Persiflage der 'Modewelt'. Sie erhofft sich, dass nach einem Platzen von Illusionen ein bewussterer und ehrlicherer Umgang möglich ist.
Fotograf: Felix Konrad
Leonie Millgramm "-intentionally left blank-"
„Rohling“, „Leere“, „Lücke“, „frei“ oder „inhaltsleer“. Der Begriff „blank“ bringt sowohl negative als auch positive Assoziationen mit sich. Oft impliziert er jedoch ein Fehlen. Demgegenüber soll der -blank- als transformierbare Ressource von Möglichkeiten und Erkenntnissen betrachtet werden. Als Aufforderung, sich auf das Neue und Undefinierte einzulassen. Das Projekt stellt eine persönliche Auseinandersetzung mit der Arbeit im und mit einem unbekannten Umfeld, dem -blank-, sowie einer neuen Herangehensweise an Mode, dar. Ein persönlicher Lösungsansatz, welcher den Fokus auf eine forschende und gleichzeitig gestalterische Arbeitsweise mit Hilfe des Projection Mapping legt. Dies bildet die Basis für diverse, in einem „Designprotokoll“ dokumentierte, Arbeitsproben. So wurden neue Ansätze zwischen zwei, entfernt voneinander liegenden, Disziplinen erprobt. Der Fokus richtet sich dabei nicht auf das fertige Produkt, sondern vielmehr auf den Prozess und darauf, sich mit diesem intensiv zu befassen.
Franziska Maria Annalena Goll "sending flowers"
Eine Auseinandersetzung zwischen dem Mensch und seiner Ikone. Was der Mensch als Ikonen definiert und was er auf sie projiziert. Ausgehend von der Definition der Ikone als Sehnsucht wurden drei Sehnsüchte des Menschen ausgewählt: Selbstverwirklichung, Liebe und Sinnhaftigkeit. Sie stehen für die stärksten Sehnsüchte des Menschen. Es ist dem Menschen ein Bedürfnis diesen Sehnsüchten näher zukommen und sie zu erreichen. Es kann von einem Antrieb etwas zu erreichen bis hin zur Obsession der Ikone führen. Dabei kann es dazu kommen, dass man seine eigene Identität und das eigene Wesen außer Acht lässt. Der innere Zwang, die Perfektion der Ikone selbst zu erreichen entsteht. Durch die Kollektion in der Inszenierung findet ein Auflösen der Ikonen statt. Die Ikone wird bewusst als Hülle dargestellt. Es geht nicht darum der Hülle nachzueifern, sondern seinen eigenen, individuelle Sehnsüchten und Wünschen. Erkennen welche Werte man in sich trägt und wie man diesen näher kommen kann. In der Inszenierung wird dieser Akt des Loslassens der Hülle präsent gemacht und das Ritual des Abschieds aufgegriffen. Es stellt keine Zerstörung dar, sondern ein Abschied von der perfekten Ikone.
Fotograf: Christian Metzler
Helena Willeke "Penumbra"
Penumbra, Halbschatten, umfasst die dunkle und die helle Seite. Der Begriff beschreibt auch die Thematik der Melancholie, die kulturgeschichtlich vor allem in der Epoche der Romantik eine große Bedeutung hatte. Heute nehmen melancholisch- romantische Strömungen eine zunehmende Rolle ein. Die fortschreitende Technisierung in Arbeits- und Lebenswelten kann den Menschen von einem realen und gegenständlichen Zugang zur Welt entfernen. Die zunehmende Entfremdung von der Natur durch Automatisierung und Digitalisierung führt zu Gegenreaktionen und Idealisierung der Natur. Spiritualität und Übernatürliches gewinnen damals wie heute an Bedeutung. Die ineinanderfließenden Themen – Romantik, Melancholie, Natur, Mond – bilden die Basis der Kollektionsentwicklung. Entstanden aus einem Prozess des Wachstums und natürlicher Materialentwicklung bildete sich eine Kollektion des Verlaufs: von Leichtigkeit und Spiritualität hin zu Schwere und Dunkelheit.
Fotograf: Christian Thomas
Fanny Forster "the memory of forgotten things."
Mit der Abschlusskollektion „the memory of forgotten things“ soll aufgezeigt werden, dass „alt“ nicht gleich verbraucht heißen muss, sondern es viel mehr darauf ankommt, in welches Licht es gerückt wird. Daher wurde mit alten Stuhlbezügen gearbeitet, um alten Stühlen wieder ein neues Leben zu schenken, dessen Erinnerung zu erzählen, sie in der Kleidung zu konservieren und die Verschmelzung zwischen Mensch, Kleidung und Stuhl aufzuzeigen. Risse oder Abnutzungen waren hierbei nichts negatives, sie bilden sogar den Charakter dieses Stückes und verleihen ihm eine persönliche Note. Sie erzählen in gewisser Weise eine eigene Geschichte und deren Erinnerung. Denn gerade in einer Welt in der so viel von Maschinen übernommen wird und dadurch alles perfekt und makellos scheint, sollte die Ästhetik des unperfekten wieder geschätzt werden. Unperfekt und Perfekt treffen aufeinander.
Fotografin: Kira Loba Photography
Chiara Alissa Estivariz Lopez "WIE ARTE ROOM"
Wie fühlen wir uns in einem Ausstellungsraum gefüllt mit Menschen? Sind es die Kunstwerke, das Dazwischen von Besucher und Werk oder ist es doch das Gesamtvolumen der Räumlichkeit selbst, welches uns auf ganz eigenartige Art und Weise fühlen lässt? Ein sich ständig ausbalancierendes Verhältnis von Leere und Volumen. Der Körper passt sich der statischen Konstellation an. Kollidieren diese zwei Figuren kommt es zur aktiven Konfrontation der Innen- und Außenwelt. Die Barriere brechen, ein „Erleben Erlaubt“ eröffnet sich. Der Zuschauer wird Objekt und Performer zugleich, wodurch ein neuer Handlungsraum mit Hilfe neuer Erlebnisse des Daseins entsteht. Die Re-Kollektion entsteht. Ein Erfassen der Einflüsse der Environments. Dem Kreislauf zwischen Himmel und Erde. Die Luft. Zwischen den Zeilen. Zwischen uns. Zwischen allem und mitten in der Übersetzung. Think of it.
Thomas Sterzer "DIE MITTE VON ZWEI"
Die Mitte von Zwei - Eine Auseinandersetzung mit dem Dazwischen. In Zeiten in denen es scheint, dass Extreme die Überhand gewinnen, richtet sich die Intention dieser Arbeit, theoretisch vor allem aber praktisch, auf die Überwindung von Spaltung, die sich zwangsläufig auf quantitativer, persönliche Ebene ausdrückt. Ein Hinabsteigen zur eigenen Qualität, unserer eigentlichen Individualität. Der Titel der Arbeit bezieht sich im weitesten Sinne auf einen individuellen Punkt in uns, der in seiner stetigen Veränderung immer wieder auf ein Neues, ein Gleichgewicht zwischen den Polaritäten erzeugt und diese dadurch miteinander Verbindet. Klang, Rhythmus, Bewegung und Form. Ein Einstieg in das eigene, unteilbare Muster, das Symbol.
Fotograf: Christian Metzler
Corinna Bachteler "Blue Garden"
Blue Garden [6]
Inspiriert von dem Raumkonzept des französischen Philosophen Michel Foucault, steht die Kollektion als Versuch den Garten als ”other space“ konzeptionell und atmosphärisch in Mode zu übersetzen. Hierbei wurden die [6] Grundsätze des Raumkonzepts ebenso einbezogen wie auch eigene Assoziationen mit dem Garten. Im Fokus stand kein spezifischer Gartentyp sondern eine festgelegte Raumatmosphäre. Das Szenenbild ist der Garten in der Blauen Stunde. In der Poesie wird sie als Zeit des Nachdenkens geprägt - jeden Abend taucht sie die Erdatmosphäre in ein intensives Blau und kennzeichnet den Übergang zwischen Tag und Nacht. In diesem Sinne greift „Blue Garden [6]“ klassische Momente der Mode auf, bricht mit ihnen und versucht konzeptionelle Übergänge zu finden.
Fotograf: Alex Heinitz
Christine Hartmann "AFROSPHERE"
AFROSPHERE ist eine an dem Afrofuturismus inspirierte Kollektion. Die Bewegung des Afrofuturismus findet seine Ursprünge in der Science-Fiction Szene und entwirft dort für schwarze Menschen eine Welt frei von Rassismus und Vorurteilen. Sie ist eine Kunstform, eine Praxis und Methodik, die es Menschen mit afrikanischem Ursprung ermöglicht, in eine Zukunft zu blicken, die von der Gegenwart und der Vergangenheit geformt wird. Die Intention der Kollektion ist, die Schwarze Community an der Gestaltung ihrer blühenden Zukunft zu unterstützen.
Fotografen: Celine Warta und Nicolas Rausch
Janina Reindl "resettlers"
"resettlers" ist ein ästhetisches Gedankenspiel, eine Utopie im Sinne einer möglichen Zukunft. Das neue private Raumfahrtzeitalter führt zu einer neuen Mutation des Menschen: dem Weltraumnomaden. Dieser befindet sich im Raumschiff, auf dem Weg, neue Planeten zu erkunden. Seine Bekleidung wird im All gefertigt. resettlers verbindet die Welten der Schwerelosigkeit und Schwerkraft mit Hilfe von 3D Design und Animation.
Tu Uyen Ngo Thi "HIKIKO[…]MORI"
Ein Ausbruch aus den Gesellschaftswerten. Die Kollektion drückt konzeptuell aus, was Individuen in einer sozialen Isolation bewirken möchten. Als Metaphase wird hier zwischen realen Eindrucken in der Leistungsgesellschaft und der Regression des Individuums die Kollektion als Sprachmedium genutzt. Eine Verschmelzung, zwischen der Beengtheit der äußeren Einflüsse und der Freiheit der Kindheit, soll den Individuen eine visuelle Stimme geben.
Fotografin: Eva Janson
Janine Minasyan "Hayrenik - the word for home -"
Die Kollektion beschreibt am Beispiel des Volkes und der Diaspora der Armenier, den kulturellen Verlust kleiner Nationen. Identitätsstiftende Kulturmerkmale wurden ermittelt und in der Kollektion umgesetzt, mit dem Ziel auf diese Entwicklung hinzuweisen und dem entgegenzuwirken. Die Identitätsmerkmale der Armenier auf welche eingegangen wurde sind folgende: Das Land/Land of Stone, der Glaube/Faith, die Sprache/Language, der Genozid/Aghed, die Tradition/Tradition.
Lulu Frances Photography
Emily Johr "GOLD!"
Als Anhaltspunkt für die Kollektion wurde das „Große Werk“ (opus magnum) der Alchemisten (die Herstellung des Steins der Weisen) genommen. Die Idee war es, dieses Werk der Befreiung des Menschen von seiner Gier nach Fülle und Reichtum, in die fünf Phasen der Schöpfung des Steines zu übertragen.
Fotografin: Alissa Estivariz Lopez
Ecehan Altikardes "HUMALIENOID"
Anpassung heißt nicht immer Verstecken. Die Kollektion stellt den Fehlgeschlagenen Versuch einer Anpassung Außerirdischer unter uns Menschen dar. Ein Mode Hybride aus missinterpretiertem Menschsein gepaart mit einer fremdartigen Ästhetik von einem anderen Planeten.
Fotograf: Cem Gecginci
Sophia Neulinger "pretty_little_likes"
Die Abschlussarbeit darf als ein dokumentierender Spiegel und als ein ästhetisches Kommentar über entstandene Nutzungsgewohnheiten und über eine veränderte ästhetische Wahrnehmung auf und durch Instagram verstanden werden. Die gestalterische Umsetzung passiert zum einen auf digitaler Ebene als Instagramaccount und zum anderen auf realer Ebene in Form einer konzeptuellen Installation. Auf beiden Ebenen darf der Betrachter eintauchen und sein reales oder digitales Selbst inspiriert, amüsiert oder auch reflektierend wiederfinden.
Laila Eby "About Tomatoes And Purple Potatoes"
Die Abschlussarbeit "About Tomatoes And Purple Potatoes" entzieht sich der typischen und uniformen Idee der Kollektion. Sie setzt sich mit dem Verlust von Vielfalt, der Überblendung durch Vielfalt und scheinbarer Vielfalt auseinander. Der aus den Wörtern „stating“ und „moment“ entwickelte Begriff "State(mo)ment" beschreibt die Positionierung der Arbeit. Keine Bekämpfung oder Lösung, sondern ein Aufzeigen von Symptomen. Sechs unterschiedliche Proklamationen zu den Themen Natur, Kultur, Handwerk, Individualität und Körper untersuchen, hinterfragen, kritisieren, parodieren, provozieren, symbolisieren und paraphrasieren.
Alicia Barabasch "Alles ist nie kaputt"
„Alläs isch nia hee!“ - „Alles ist nie kaputt“ ist eine schwäbische Volksweisheit. Sie meint, dass man alles nochmal gebrauchen kann und es nicht voreilig für „kaputt“ oder „nutzlos“ erklären sollte. Diese Arbeit befasst sich mit der schwäbischen Sparsamkeit als nachhaltige Utopie. Hier wird die Frage gestellt, ob wir in einer nachhaltigeren, umweltverträglicheren Gesellschaft leben könnten, wenn wir alle (mehr) wie die sparsamen Schwaben wären. Die Grundannahme dabei ist, dass sich die Konsum- und Alltagspraktiken der Menschen, besonders im globalen Norden, zwangsläufig ändern müssen. Heutiger Konsum ist meistens verschwenderisch, ein nachhaltiges Konzept müsste den tatsächlichen, sparsamen Verbrauch und die Wiederverwertung von Gütern anregen. Dabei ergeben sich - wie bei den Schwaben - aus ökonomischen Vorteilen auch ökologische und andersherum.
Anna-Lea Märkle "Play it again"
Die Kollektion „Play it again“ thematisiert das in Vergessenheit geratene Spielen bei Erwachsenen. In unserer Welt, die von Schnelllebigkeit und Ökonomisierung geprägt ist, stößt der Mensch an seine Leistungsgrenzen. Er ist dem hohen Tempo kaum noch gewachsen. Gleichzeitig wächst in ihm der Wunsch immer mehr, die eigenen Freiräume neu zu beleben: die Welt der Phantasie, der Selbstvergessenheit und der eigenen Lebendigkeit. Der Titel „Play it again“ bezieht sich auf das spielerische Erproben, auf den kindlichen Enthusiasmus und die begeisternde Forderung nach dem „nochmal und nochmal und nochmal“. Wir kennen diese Energie und die leuchtenden Augen von Kindern, wenn sie sich Dingen hingeben oder etwas so oft versuchen bis es funktioniert. Die Kollektion spielt mit Leichtigkeit und Lebensfreude und zeigt dabei einen Look, der den spielerischen und selbstverständlichen Blick der Kinder aufnimmt: den Moment des Verrutschten, Verdrehten, des „Umfunktionieren“ und des Improvisierens.
Laura Maria Keller "Face the new India!"
Die Kollektion ist keine Kritik Indien gegenüber, sondern das Ergebnis persönlicher Faszination. Sie versucht die gestalterische Energie der unterschiedlichen indischen Künstlerinnen, sowie den Aufbruch und die Konflikte einer neuen Generation einzufangen. Gleichzeitig soll auf Missstände und Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht werden, welche die junge Generation noch zu bekämpfen versucht. Durch neue Techniken wie dem Laser-Cut, dem "arrangierten Kleidungsstück" und der Einbringung von Sportswear Elementen entsteht ein neuer emanzipatorischer Look. „Face the new India!“ zitiert traditionelle Formen und Materialien, benutzt aber keine traditionellen Handwerks-Techniken, sondern lässt sich in Hinsicht auf die Digitalisierung und neue technische Prozesse leiten. "Face the new India" liegt zwischen dem Heiligen und dem Weltlichen, dem Wesentlichen und dem Überflüssigen, dem Handgefertigten und dem Maschinellen, dem High-Tech und dem Low-Tech.
Annika Pfeffer "ECLIPTIC"
„ECLIPTIC“ beschreibt den Stereotypen des Tierkreiszeichens Waage, auf welchen alle astrologischen Charakterzüge zutreffen. Da eine Person unmöglich all diese Eigenschaften verkörpern kann, übe ich mit meiner Kollektion Kritik an der jahrhundertealten Wissenschaft. Durch ihr Element Luft, ist die Waage anpassungsfähig, vielseitig und energiegeladen. Von Geburt an hat sie einen Sinn für Schönheit und Eleganz, sowie den ständigen Wunsch nach Harmonie, der sie von allem Negativen fern hält. In ihrer Anpassungsfähigkeit neigt sie aber auch zu Gleichgültigkeit und Charakterschwäche, um niemanden zu verletzen und neutral zu bleiben. Sie ist abhängig von der Meinung anderer, weil sie selbst meist keine Entscheidungen treffen kann. Diese innere Zerrissenheit und Angst vor Kritik löst eine fast depressive Verstimmung in ihr aus, weshalb sie sich gerne lieber zurückzieht. In ihrer Unschlüssigkeit kombiniert sie immer verschiedene Styles in einem.
Tommy Dombrowski "Creating Who You Are"
Sei, wer du sein möchtest.Die Gestaltung des ‚Ichs‘ und die Darstellung seiner Selbst sind gerade in der heutige Gesellschaft von hoher Bedeutung. Die Kunstform ‚Drag‘ stellt eine der prägnantesten Formen der Selbst-Inszenierung dar und bietet eine Möglichkeit, Geschlechter neu zu definieren und zeigt eine Vielzahl an Individualisierungsmöglichkeiten auf. Einer der zentralen Aspekte des Abschlussprojekts ‚Creating Who You Are‘ war die Untersuchung einer freien Entfaltung des Indviduums. Ausgehend davon entwickelten sich fünf unabhängig voneinander entstandenen Charaktere, die sich alle eines stereotypen Umfelds bedienen, sich von ihrem Schutzraum, der klassischen Bühne, lösen und in den heteronormativen Raum treten. Dabei stand die Adaption des Alltäglichen und die Verschmelzung mit dem Künstlerischen im Fokus.
Pia Tholen "Tod der Mode"
Es geht in der Modebranche nicht mehr um Kreativität, sondern um wirtschaftlichen Erfolg, dieser geht einher mit Überproduktion und Umweltverschmutzung. Es stellt sich die Frage: Designer, Wertschöpfer oder Dienstleister? Das Manifest ‚Anti_Fashion‘ und das Manifest ‚Beyond the New‘ bilden hier ein neues Ideal. Mode und Kleidung unterscheiden sich in dem Sinne, dass der Träger mit Mode ein Vertreter seiner Zeit ist, während er mit Kleidung sich selbst ausdrückt. Die Zukunft der Branche liegt in Kleidungsstücken, die von keinem Trend abhängig sind. „Let‘s celebrate clothes.“ Was kann in einem Objekt noch sein, als nur das ‚Neue‘? Warum wird ein Kunstwerk nie langweilig? Gute Kunst löst Imagination aus und öffnet dem Betrachter Perspektiven. Der Lösungsansatz der Manifeste kommt in der Kollektion zur Darstellung. Das System besteht aus verknüpfbaren Elementen. Mit den Elementen lassen sich unzählige Varianten realisieren: Kleider im Mantel, Röcke oder Hosen im Kleid, Ärmel abnehmen, Teile verlängern, tauschen und wenden.Die Kollektion ist eine Antwort auf die Forschungsfrage ‚Ist Kleidung modern?‘.
Jessica Katharina Tribusser "HIRAETH"
Das walisische Wort „Hiraeth“ beschreibt die Sehnsucht nach einer vergangenen Heimat, zu welcher man nicht zurückkehren kann, oder die nie eine war. Die Kollektion "HIRAETH" wirft einen nostalgischen Blick auf das Vergangene und erwischt sich dabei selbst, diese zu idealisieren. Es entsteht eine bitter-süße Erinnerung, eine Melange aus Vergangenem und gegenwärtigem Wunsch, eine unerreichbare Utopie. Die Formfindung erfolgte über einen Trenchcoat, welcher von damaligen Soldaten getragen wurde, die eine krankhafte Sehnsucht nach ihrer Heimat verspürten: „Nostalgia“. Er fungiert als Repräsentator des Vergangenen und wird wiederaufgegriffen, fragmentarisch gelebt und verblasst stellenweise komplett. Der Betrachter erlebt ein Dejà-Vu, welches nicht direkt zuordnet werden kann. „HIRAETH“ richtet den Blick nicht nur zurück, sondern betrachtet zugleich den gegenwärtigen Moment, mit einem visionären Blick in die Zukunft.
Alisa Geschwill "attitude"
Schmerz ist eine körperliche Beeinträchtigung, der sich über einen chronischen Verlauf auch zu einer seelischen Bürde auswachsen kann. Dabei sind speziell Rückenschmerzen mittlerweile die Volkskrankheit Nummer Eins. Von diesen Aussagen beeinflusst, reifte bei mir die Überlegung unter Einbeziehung haltungsunterstützender Orthesen eine Kollektion zu entwickeln, welche den Träger zunächst in seinem Alltag entlasten bzw. unterstützen soll. Ein weiterer Anreiz lag aber auch in der Tatsache begründet, dass viele Produkte, die für diese Zielgruppe bisher am Markt platziert sind, oftmals nur den praktischen Aspekt darstellen und modisch tragbare Varianten gänzlich vernachlässigt werden. Da Menschen mit einem körperlichen Handicap eher bereit sind, offen und selbstbewusst Orthesen zu tragen, wenn diese durch eine gefällige, modische und zeitgemäße Gestaltung die eigene Persönlichkeit unterstreichen und ein selbstbewusstes Auftreten fördern, war das Zusammenführen beider Aspekte in einer Kollektion letztlich Motivation für meine Bachelorarbeit „attitude“.
Laura Spengler "Marrakeshi"
Der ‚Marrakeshi‘ ist eine aus Marrakesch stammende Person, die viel in Großstädten westlicher Länder unterwegs, oder dorthin ausgewandert ist, und somit zwei verschiedene Welten erfährt. Sie weiß sowohl die Traditionen, die lebensfrohe Mentalität, und die Stadt Marrakesch als solches zu schätzen, sowie das moderne Leben in der neuen Stadt, die ihr das Gefühl gibt, am Puls der Zeit zu leben. Die Kollektion vereint diese beiden Realitäten, und lässt sie die Persona mit sich tragen, egal an welchem Ort sie sich aufhält.Außerdem soll das Interesse von Menschen anderer Kulturen geweckt werden, um ein gegenseitiges Kennenlernen zu fördern, die Bedeutungen hinter den Mustern und Farben zu verstehen, und in den Austausch zu kommen. Somit spiegelt die Kleidung nicht nur die Welten des Marrakeshi wider, sondern bringt auch einen Hauch der Lebensfreude, des Temperaments, und der Seele Marrakeschs an andere Orte, um damit Menschen inspirieren zu können.
Lisa Jana Killinger "dis.affection"
In der heutigen Konsumwelt sind wir von vielen Dingen umgeben, die wir in ihrem Einzelnen oft gar nicht wahrnehmen und dennoch sind sie in ihrer Gesamtheit wichtig für uns. Mit der Massenproduktion wurde aus Bedarfsdeckung Bedarfsweckung. Die Kollektion „dis.affection“ bezieht sich auf die Wechselwirkung bezüglich Hingabe und verlorenem Wert, die wir Objekten gegenüber empfinden. Die Designsprache spielt mit Gefühlen wie Nostalgie und Vergessenheit. Um den Blick für die Schönheit in Dingen neu zu wecken, wurdenübrig gebliebene Spuren von Objekten auf eine taktile und textile Ebene übersetzt. Eine warme, helle Farbgebung unterstützt die Beständigkeit und identitätsbildende Wirkung von Objekten. Da Mensch und Objekt in einer subjektiven Wechselwirkung miteinander agieren, wurden nicht einzelne Dinge in ihrer Bedeutung hervorgehoben, sondern zufällig gefundene in die Kollektion eingebunden.
Shiyu Gu "霸王别姬 - FAREWELL MY CONCUBINE"
霸王别姬 – FAREWELL MY CONCUBINE ist eine geschlechtslose Kollektion, inspiriert von der weiblichen Rolle der chinesischen Peking-Oper, die traditionell von Männer gespielt wurden. „Dan“, ist die Bezeichnung der weiblichen Rolle und wird in 6 Rollenfächer unterteilt. Jedes umgesetzte Outfit wird ein bestimmtes Fach zugeordnet und wird durch typische Merkmale von dem jeweiligen Kostüm symbolisiert. Einzelne Elemente wurden entweder direkt übernommen, abgeändert oder auf einer anderen Metaebene eingesetzt. Die Ästhetik der Kollektion ist die der Peking-Oper gleich, farbenprächtig und Reich an Details, die in der Gesamtheit ein übertriebenes und künstliches Erscheinungsbild darstellt. Die Einzelstücke der Kollektion modulieren je nach Styling, Träger und Anlass ihre Bedeutung, wodurch sie keiner festen Schublade zuzuordnen sind.
Laura Deschl "lovecode"
Mülldeponien sind überfüllt mit Produkten, die noch einwandfrei funktionieren - zumindest aus zweckmäßiger Sicht. Im Gegensatz dazu, aus emotionaler Sicht, ist dieser Müll nicht mehr als das Symptom einer gescheiterten Mensch-Objekt Beziehung. Wenn ein Produkt neu gekauft wird, könnte die Anfangsphase - gezeichnet von hoher Synergie zwischen Subjekt und Objekt - als „Flitterwochenphase“ bezeichnet werden. Diese ist jedoch sehr kurzlebig. Normalität schleicht sich ein. Produkte tendieren dazu, die Erfüllung von hohen geschönten Erwartungen in Aussicht zu stellen, doch holen den Mensch schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Lovecode beschäftigt sich mit der Mensch-Objekt Beziehung und der Frage, wie wir als Designer Produkte mit einer möglichst hohen emotionalen und ästhetischen Lebensdauer erschaffen können. Statt Wegwerf-Produkte zielt Lovecode auf eine starke emotionale Bindung zwischen Subjekt und Objekt ab und trägt dadurch zu einer nachhaltigeren Welt bei. Lovecode ist ein alternativer Weg, Nachhaltigkeit zu denken, fernab von ökologischen Stoffen und fernab der herkömmlichen „sustainable aesthetic“.
Klara Schorer "UMSPRINGA"
Die Kollektion „UMSPRINGA“ stellt einen ständigen Kampf zwischen Tradition und Moderne, Unterwerfung und Selbstfindung amischer Jugendlicher während ihrer Rumspringa Zeit, der Zeit des Ausbruchs aus einer radikal gläubigen Gemeinde dar. Die amische Kleidung, mit ihren vielen Regeln und Zwängen spielt eine genauso wichtige Rolle, wie die der Mainstreamkultur, sowie Streetwear des heutigen Amerikas. Typische Elemente aus beiden Welten wurden übernommen und mit einer großen Faszination für die Amish und ihrer Lebensweise neue Codes entwickelt.
Alex Werth und Hannes Mühleiss "EPHRAIM LOST IN THE BRONX"
In der Kollektion Ephraim Lost in the Bronx, trifft schwarze Subkultur auf die radikale ultra-orthodoxe Gemeinschaft in New York. Der Weg zur Selbstbestimmung führt Ephraim aus der abgeschotteten Gemeinde, die das Leben ihrer Mitglieder durch strikte Verhaltenskodexe und Dresscodes diktiert. Eine Identitätssuche in einer Welt fernab von der jahrhundertealten Tradition der religiösen Uniformierung. In neuen Gefilden, kommt Ephraim mit der Afro Punk Bewegung in Kontakt, die in den Zeiten von #Blacklivesmatter für eine stolze Rückbesinnung der Wurzeln in Afrika steht und sich für eine Gesellschaft in den heutigen USA einsetzt, die immer noch jeden Tag um Gleichberechtigung kämpfen muss. Unsere Kollektion ist eine Antwort, eine Vision von einer kraftvollen Gemeinschaft mit spirituellen Wurzeln, wo auch immer sie herkommen und wie auch immer sie aussehen. Jüdisch Orthodox trifft auf modernen afroamerikanischen Zeitgeist. EPHRAIM LOST IN THE BRONX
Ella Philippi "I.DEAL"
I.DEAL ist eine Clothing-Happening Kollektion. Es ist ein Ereignis und wird nicht im Raum eines Geschäftes oder Fashionshow gezeigt oder verkauft.Zudem grenzt es sich von Standardgrößen ab. Der Fokus der Kollektion I.DEAL lag dabei,Kollektionsteile zu schaffen,die sich ein Stück weit in einen Anpassungsmodus begeben. Der Träger steht im Vordergrund, denn das Kleidungsstück passt sich dem Träger an und nicht der Träger dem Kleidungsstück. Durch das Tragen ensteht die Diversität.
Nadia Marino "Daring ME.gon"
Jeder Künstler, Designer und kreative Schaffer, hat einen bestimmten Impuls welcher ihn antreibt. Ein Vorbild, eine Muse oder eben eine bestimmte Inspirationsquelle.Ausgehend von dem österreichischen Künstler Egon Schiele und dessen 100. Todesjahr entstand die Kollektion „Daring ME.gon“, die den Träger und Betrachter dazu bringt, sich gleichzeitig von etwas abstoßendem angezogen zu fühlen. Liegt es tatsächlich in der Natur des Menschen, das Geordnete und das Saubere als schön zu empfinden und alles andere als hässlich zu sehen? Es muss etwas Inneres sein, so etwas wie ein tiefer Instinkt, welcher jedem Individuell vermittelt, was schön oder weniger schön erscheint. Die Kollektion schafft einen Spagat zwischen Irritation, Ekel als auch einer gewissen Ästhetik und stellt einen Ausbruch dar, aus dem Korsett festgelegter Maßstäbe.
Eva Röber "attach- me"
Die Kollektion ,attach- me’ resultiert aus verschieden Geschichten von Dingen, die eine emotionale Bindung für jemanden haben. Sinn und Zweck war es, gewisse Gegenstände anders als gewöhnlich zu betrachten. Aufgrund der unterschiedlichen Geschichten entstand eine Art Setzkasten-Kollektion, die unterschiedliche Looks beinhaltet. ,attach- me’ basiert auf einer fiktiven Person, die eine agile, sportliche, detailverliebte und eine „schräge“ Art verkörpert und den Anschein hat, sich so anzuziehen, dass es an die Wahllosigkeit eines entstandenen Zufalls grenzt. Aus der Geschichte des Hosenträgers entwickelte sich eine neue Art von Ziehmechanismus in der Kollektion, welcher dem Träger Variationsmöglichkeiten bietet. Die Skurrilität einer anderen Geschichte brachte vielerlei Formen der Kleidungsstücke hervor. Somit ist die Kollektion eine neue Interpretation der Geschichten emotional aufgeladener Gegenstände.
Sabrina Hauber "Ne m´oubliez pas"
Mit „ne m´oubliez pas“ (frz. Vergissmeinnicht) ist eine Kollektion entstanden, die die Krankheit Alzheimer auf eine poetische Art und Weise interpretiert. Die Womenswear Kollektion spielt mit verschiedene Momenten eines Alzheimer Betroffenen. Von kleinen irrelevanten Dingen, die vergessen werden, bis hin zu völliger Vergessenheit, Leere und Orientierungslosigkeit. Skurrile Momente, die den Klischees aus dem Altersheim entspringen, sowie der paradoxen Vergänglichkeit. So verrutschen Kleidungsstücke, jedoch verlieren sie nicht ihre Funktion. Von großer Bedeutung ist die Erinnerung und die Momente die noch bleiben. Die Kollektion unterstreicht die Aktualität in unserer Gesellschaft und lädt dazu ein, die Alzheimer Krankheit besser verstehen zu lernen, um zukünfitige Begegnungen mit Betroffenen positiv zu verändern.
Anna Nickel "MAMA"
Die Kollektion MAMA thematisiert die wissenschaftlich untermauerte Gesellschaftserscheinung, dass ein Kind auch heute noch in den ersten zehn Lebensjahren im Wesentlichen von seiner Mutter aufgezogen und geprägt wird und visualisiert die daraus entstehenden Konsequenzen. Die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert haben unzählige Männer ausgelöscht oder gebrochen, sehr viele Kinder wuchsen ohne Väter - mit unstillbarer Sehnsucht nach präsenten, starken Männern und Vätern. Das hat seine Folgen bis in die heutige Gesellschaft hinterlassen, die sich davon bis jetzt noch nicht erholt hat. Auch heute liegt Erziehung und damit Prägung der Kinder in den ersten zehn Jahren noch hauptsächlich in der Hand von Frauen. Die daraus entstehenden Stimmungen unendlich wiederholend sehnsüchtig prägen die Kollektion MAMA, die aus 9 Outfits mit zusammen 28 Teilen besteht und durchweg aus GOTS-zertifizierten oder recycelten Stoffen nachhaltig gefertigt wurde.
My Linh Hoang Thi "realität=fiction"
„realität=fiction“ ist ein Ergebnis aus eigener Befassung mit Werken der Science Fiction, die sich kritisch mit der Gesellschaft auseinander setzten. "Brave New World" von Aldous Huxley, "1984" von Geroge Orwell and "Matrix" von den Wachowski Geschwistern. Interessant hierbei war das Potential der Gesellschaftskritik aber auch die Besonderheit, sich gedanklich in eine fiktive Welt zu versetzen, welche ein Universum der Möglichkeiten birgt. Im Prozess dieser Arbeit drehte sich Alles um die Frage der vorgetäuschten Realität, welche das Resultat einer Fehlentwicklung der Menschen ist. So präsentiert sich das Projekt als eine Was-wäre-wenn-Kollektion mit einer Bekleidung der Menschen im Jahr 2519, die nicht länger vom Haben getrieben sind. Wenn der Mensch nicht mehr das Bedürfnis hat, sich durch Oberflächlichkeiten zu definieren, dann ist die Optik nicht relevant. Wie der Mensch sich bisher in Kleider einhüllte, um sich und seine Stimmung, seine Zugehörigkeit und gleichzeitig Absonderung zu demonstrieren.
Janika Dürr "B.are"
B.are zeigt die Haut als Mittel nonverbaler Kommunikation. Betrachtet wird in erster Linie eine Emotion, in der sich ein Mensch gefesselt fühlt. Als Grundlage dient die Körperhaltung. Der Träger eines jeden entstandenen Outfits wird durch eine Hülle in eine Emotion gefesselt. Hierzu wird er durch die äußere, textile Hülle zu einer Skulptur der Emotion. Psychisch bedingte Hautveränderungen resultieren meist von unterdrückten Emotionen. Diese bekommen im Inneren der menschlichen Hülle zu wenig Raum und suchen sich ihren Weg ans Äußere des Körpers. Die Haut wird so von innen heraus verletzt und Hautveränderungen sind die Folge. Der Ausbruch aus der Hülle zeigt die Loslösung aus der unterdrückten Emotion. Unter der Hülle kommen die Folgen auf der Haut, textil aufgearbeitet, zum Vorschein.
Diana Hasenfus "somewhere up north"
Die Kollektion "somewhere up north" soll unvoreingenommen die höchst sensible und feinfühlige Denkweise der Inuit zum Vorbild nehmen und auf diese Weise uns und unsere westliche Jetzt-Zeit kritisch hinterfragen. Sie soll stets nach dem Gedanken von Magliglutit, mit offenem und unvoreingenommenem Geist nach Lösungen suchen und sich von ihnen inspirieren lassen. Alle Materialien der Kollektion werden, ganz nach den Gedanken der Inuit Philosophie Quanuktuurniq - das feinfühlig Achten auf die umgebende Natur, aus der näheren Umgebung der Zielgruppe, dem Alpenraum, stammen. Die Zusammenfügung aus Wolle und Algen, kombiniert mit recycelten Stoffen aus dem Bergsport, zeichnet das Bild einer alternativen Form der Outdoorbekleidung. Somewhere up north steht für eine flexible, temporäre und veränderbare Denkweise. Sie ist nicht starr und eine Reaktion auf die sich rasant schnell verändernde Welt.
Ananda Ferreira Gomes "e/motion project"
In einer Welt, von der man Bilder nicht mehr wegdenken kann, lassen sich Menschen alltäglich von Bildern inspirieren. Der Film, das Bewegungsbild, nutzt dabei den realitätsnahen Moment der Bewegung, um den Betrachter auf emotionale Ebene zu erreichen. In einem Handlungsverlauf präsentiert er dem Menschen seine Sehnsüchte und bietet ihm dadurch Raum zur Selbstreflexion. Gedanken werden in Bewegung gesetzt und Handlungen werden inspiriert. In "e/motion project" werden die Fähigkeiten von Filmmedium und seinem fotografischen Element, dem Still, vereinigt. Das Bewegungsbild gibt das Gefühl von bewegter Kleidung wieder, während das statische Bild dem Auge Zeit gibt, die Kleidung in einem besonderen Moment zu analysieren. Dieser Moment kann außerhalb seines ursprünglichen Kontext neuinterpretiert werden. Er wird zum Gedankenanstoß, zum Impulsmoment für weitere emotionale wie physische Bewegungsverläufe.
Nina Ertle "Beauty x Possession"
Eine Kraft die keiner bezweifeln kann und die absoult omnipresent ist. In manchen Fällen äußert es sich als eine Art, "Aura". Etwas was sich kaum beschreiben lässt. Die Faszination mit Schönheit und die Macht der Attraktivität, bildet die Hauptinspiration für diese Kollektion. Wie Schönheit zwischenmenschlich, kulturell, emotional, kommuniziert und Menschen dazu treibt Dinge zu tun, die sie niemals dachten sie wären jemals im Stande sie zu tun. Wie sie Emperien aufbaut, Karrieremenschen antreibt. Ihr Einfluss auf die Medien, Traditionen, Philoshophie und Gesundheit. Es ist eine Macht die von Glückseligkeit aufgebaut in Gewalt und Dunkelheit enden kann. Das Oberflächliche und dennoch Bedeutsame. Gut und Böse. Himmel und Hölle. Schönheit ist diese eine Göttin, oder heilige Kreatur, von der viele Menschen nicht wissen, das sie sie anbeten. Mit dieser Kollektion kann der Begriff "Schönheit" von einem ganz anderen Blickwinkel aus erfahren werden, wie ein Filmscript, ein metaphorischer Prozess gleich eines Psycho-Thrillers, in dem wir alle eine bestimmte Rolle spielen. Und die Hauptrolle spielt wohl die dramatischste Schauspielerin von allen, Schönheit.
Claire Common "stimulated"
Das Kollektiv „stimulated“ analysiert die sexuellen Missbrauchsfälle der katholischen Kirche, es unterstützt die Präventionsarbeit und bietet realisierbare Lösungsvorschläge. Aus diesem Grund ist es keine klassische Kollektion, sondern eine Kommunikationsstrategie, die aufklärt. Ein Kollektiv, das einen Charakter aus der Summe von Symbolik aufweist und durch traditionelle liturgische Anklänge eine reale Ebene betritt. Es werden Beziehungen zwischen der christlichen Ethik und der Sexualität aufgedeckt, die diese Fälle greifbar machen. Begehren und wieder nicht begehren, bewusst und unbewusst, bedeckt und wieder unbedeckt. Dieser Kreislauf zieht sich durch, erhitzt die Gemüter und ästhetisiert die Kirche. Sie weist dieselbe Dualität auf, wie die Sexualität: Trieb gegen Verstand – Spannung und Entspannung – Moral und Scham – Bedürfnis und Begierde. Das Kreuz ist der Phallus.
Sabrina Jahn "#MYOSOTIS X"
Die Kollektion "# MYOSOTIS X" verdeutlicht, wie sich eine intensive Nutzung von Social Media Kanälen auf Jugendliche auswirken kann – die Folge: oft eine (Social Media) Depression. „Through sports we have the power to change lives“ – Sport, insbesondere die Teamsportart Fußball hat einen gemeinschaftsstiftenden Charakter. Diese Kernbotschaft transportiert die Kollektion. Die Eingliederung in ein Fußballteam kann helfen, sich aus der Depression zu befreien und sich Beziehungen und Erlebnissen in der Realität zu widmen. So sieht das Kollektionskonzept verschiedene Etappen des Befreiungsversuchs vor, die in einem befreiten Teamspirit münden. Die entwickelte Grafik aus dem Hashtag und dem „X“ steht exemplarisch für den Teamgeist und findet sich symbolisch in allen Outfits wieder. Nachdem das Trauerband abgelegt, und die schwere Depression bewältigt wurde, kann die Arbeit an den eigenen Stärken und Schwächen in den Vordergrund rücken. Die Kollektion lässt den Hoffnungsschimmer aufkommen, dass wahrhaftige Sportler den inszenierten perfekten Social Media Ikonen die Vorbildfunktion ablaufen und das Erleben im freien statt im abgedunkeltem Raum passiert.
Ella Elena Shvets "Ob.lik"
"Ob.lik" (russisch für Aufmachung, Äußere) ist eine Kollektion, die von der postsowjetischen Zeit in Russland inspiriert wurde. Die Geschichtlichen Hintergründe, Zeitgeist, Ästhetik und persönliche Erfahrungen wurden analysiert, reflektiert und neu interpretiert. Organisierte kriminelle Banden, die die Bezirke der Städte kontrollierten. Gauner und Verbrecher mit eigener Kultur, Sprache und Kodex. Tätowierungen mit symbolischer Bedeutung, die ihren Status in der Gefängnishierarchie darstellen. Identität, die sie auf der Haut tragen. Straßenkinder, die die urbane Landschaft prägten und die russisch-orthodoxe Kirche die bis dahin vom Staat nicht unterstützt wurde, feierte einen neuen Abschnitt in ihrer Geschichte. Diese Themenbereiche wurden miteinander verbunden. Begriffe wie „eklektische Gewalt“, „dekadent Marode“ und „verwahrlose Identität“ haben sich rauskristallisiert und prägten im weiteren Verlauf den Design-Prozess.
Sven Steinmetz "ein.schnitt"
Die Arbeit „ein.schnitt“ ist eine Studie zur textilen Formung. Der Übergang des zweidimensionalen Stoffes in ein dreidimensionales Kleidungsstück wird durch den Schnitt ermöglicht, den man nicht nur als Plan zur Herstellung von Kleidung sehen darf, sondern ihn als Handlung erkennen muss, welche eine zuvor hergestellte Fläche in Einzelteile zerlegt. Im Kontrast zum Zerteilen eines Stoffes steht die Korsettweberei, welche es ermöglicht, sowohl Hüfte als auch Brust beim Weben direkt in das Material einzuarbeiten, wodurch das fertige Objekt unversehrt bleibt. In diesem Projekt konnten, durch Austesten und Weiterentwickeln der Technik an Handwebrahmen, zusätzliche Formungen erzeugt werden. Somit war es möglich, sich von der Form des Korsetts zu lösen und für heute relevante Schnitte umzusetzen. Dieses Vorgehen könnte ein Wiederbeleben der Technik im aktuellen Rahmen der Textilindustrie hervorrufen.
Raya Kapsreiter-Homeyer "OWNISM"
OWNISM repräsentiert eine Symbiose des Sich-Wohl-Fühlens und des Sich-Nicht-Wohl-Fühlens. Ausgehend von eigenen Auslandserfahrungen entstanden zwei Bildwelten, eine verbildlichte die positiven Gefühle, welche man hat, wenn man an einen fremden Ort, in ein fremdes Land zieht, - symbolisiert durch den gemütlichen Sonntag Morgen im Lieblingsschlafanzug und die negativen Gefühle verdeutlicht durch die strenge Arbeitswelt und die dazugehörende Businesskleidung. OWNISM beginnt diese beiden Welten langsam miteinander zu verschmelzen, jede verkörpert durch typische Materialien wie Nadelstreifen oder Omas Bettwäsche; Farben wie Dunkelblau, Grau und Weiß; Volumina, Schnittführung, Passform und Verarbeitung. Wo hört die Fremde auf - wo fängt die Heimat an? OWNISM zeigt eher eine Transformation hin vom einen zum anderen, als eine finale Lösung. Sie ist eine Momentaufnahme im Prozess der Transformation.
Sabrina Gotthold "Wenn einer fehlt..."
Die Kollektion "Wenn einer fehlt..." ist ausgerichtet auf blinde und sehbehinderte Menschen. Der Titel bezieht sich dabei auf den fehlenden Sehsinn. Die Kollektion repräsentiert durch ihre frische und heitere Farbgebung sowie Stimmigkeit in Material und Form die Freude am Leben trotz Behinderung. Eine mädchenhafte Leichtigkeit mit dem Hang zu einer verspielten Zwanglosigkeit steht dabei im Vordergrund. Der Einsatz von Sprach- und Tastetiketten helfen der Zielgruppe bei der Decodierung der Kleidung und tragen zu mehr Selbständigkeit Nicht-Sehender bei. Diese Hilfsmerkmale sind bewusst versteckt, um eine Entstigmatisierung zu erreichen und Blinde und Sehbehinderte eine barrierefreie Integration in einer visuell geprägten Welt Sehender zu ermöglichen.
Evelyn Nagel "erroneous"
Die Kollektion "erroneous" beschäftigt sich mit der positiven Irrtumskultur und damit, wie Fehler zu neuen Designprinzipien führen können. Inspiriert vom menschlichen Charakter und den unzähligen Arten von Fehlern, wurden die Looks, in Fehlerkategorien unterteilt: von der Styling Panne über die falsche Materialität der Form, die falsche Verwendung, die überladene Musterkombination bis hin zur absurd falschen Größe, waren alle Faux pas willkommen. "erroneous" soll gängige Dresscodes in Frage stellen und etablierte gesellschaftliche Standards in Freizeit-,Geschäfts- und Abendkultur ablösen. Die Kollektion verkörpert den Ausbruch aus dem monoton-seriösen Alltag, und lädt zu einem gewissen Maße sogar zum Protest ein. Diese Kollektion ist die Antwort auf den erzwungenen und auferlegten Drang nach der Illusion der Perfektion."erroneous" steht für die Schönheit des Unvollkommenen und die Vollendung des Imperfekten in seiner eigenen Definition.
Charlotte Schröck "5 8 1"
Das Existierende wird nicht hinterfragt. Die Menschheit, wie sie sich nennt, akzeptiert Umstände, wie sie sind. Die Erde scheint das Ultimatum zu sein. 5 8 1 ist von dem Sonnensystem Gliese 581 inspiriert. Möglicherweise bewohnbare Planeten umkreisen diesen Stern. Eine Schwerkraft von 9,807 m/s2 ist nur für Erdenbewohner normal. Die ferne Nachbarschaft hingegen ist unberechenbar. Die Kollektion verbindet Mode und Outdoor Design. Technische so wie leichte Materialien folgen dem menschlichen Körper und legen den Fokus auf wahre Bedürfnisse. Die Aktionsseite eines Erdbewohners ist die Front und demnach die schwächere Seite. Nähte sind in erster Linie auf die Rückseite verlegt und auf das Nötigste reduziert. Die Verteilung von Farbe tritt in gleicher Einfachheit auf und steht für sich selbst. Dust, comfort, space, stranger, reachable. Der Erdbewohner ist für ferne Abenteuer bereit.
Jessica Linder "MeMake"
Die Kollektion MeMake thematisiert den aktuellen Do It Yourself Trend und die Frage: warum ziehen Viele das Selber machen dem Kaufen vor? Neben dem Hauptgrund: dem Spaß am Machen, gibt es viele weitere Gründe, wie z.B. die Suche nach Bedeutung und das Hinterfragen des eigenen Konsums. Viele von uns haben Teile im Kleiderschrank, die voller Geschichten und Erinnerungen stecken: Der riesige Pulli des Vaters, die zu enge Jeans, in die wir sicherlich irgendwann passen werden, oder das Shirt des Ex-Freundes sind nur einige Beispiele. Die Geschichten, die in diesen Teilen stecken, waren die Ausgangsidee für die Kollektion und weiterführend, für ein Buch, das den Titel "meine Altkleidersammlung", abgekürzt #MAKS trägt. In der Bachelorarbeit MeMake geht es darum, sich solcher Erinnerungen bewusst zu machen, sie zu sammeln und sie in unserer Kleidung weiter zu führen. So zeigt #MAKS die Möglichkeiten, Schrankleichen zu nutzen und zu neuen Lieblingsteilen zu machen.
Svenja Mittendorf "conFORMANCE"
conFORMANCE - ein Wortspiel aus Konformität und Performance. Sich darbieten und präsentieren ist sehr bedeutsam, in einer Gesellschaft, in der die kulturelle Lebensprämisse zu lauten scheint: Sei einzigartig! Zelebriere deine Originalität! Und - verwirkliche Dich selbst! Das Streben nach einem vielfältigen, aufregenden Leben erfordert Höchstleistung, was die Gesellschaft wieder dazu bringt, sich an etwas orientieren zu wollen- und sei es an „Fitness-Normwerten“. Standardisierte Werte anstreben, steht widersprüchlich zum Streben nach Individualität. Die Kollektion conFORMANCE illustriert den besagten Zustand der kontroversen, „hyperaktiven“ Verhaltensmuster zwischen freier Entfaltung und Gleichschaltung. Sie illustriert die Thematik, dass sich Parameter permanent verschieben und zu hyperventilieren beginnen - sich verselbstständigen und so eine Überreizung auslösen. conFORMANCE zeigt sich hyperpräsent und lässt so die Frage aufkommen: Wer formt und performt eigentlich wen?
Philipp Chung "Dystopia"
DYSTOPIA wurde inspiriert durch Katsuhiro Otomos „AKIRA“, einem Anime und Manga aus 1982, der in einem futuristischen Setting mit post-apokalyptischen Verhältnissen wie rivalisierenden Motorradgangs, Terroristen, korrupten Politikern und einem autoritären Regime spielt. Das visuelle Meisterwerk ist aufgrund seines Zeichen- und Erzählstils wohl wahrscheinlich der einflussreichste Manga aller Zeiten. Die Kollektion DYSTOPIA unternimmt den Versuch, die Cyberpunk-Ästhetik von AKIRA und die japanische Motorradsubkultur „Bōsōzoku“, die eine wichtige Rolle in der Handlung spielt, zu kombinieren und festzuhalten. DYSTOPIA kann als eine Mischung von Hightech und Straßenmilieu beschrieben werden, die danach strebt die Mainstream-Modeszene mit ihrer Nonkonformität und ihrem rebellischen Stil aufzumischen.
Elena Matejovsky "Toxaddicted to you"
Der Betroffene strahlt das Gefühl von unantastbarer Größe und Einzigartigkeit, von grenzenloser Macht, maßloser Selbstüberzeugung und unersättlichem Anspruchsdenken aus. Die Kollektion „Toxaddicted to you“ setzt sich mit den destruktiven Charakterzügen des Narzissten auseinander. Sie befasst sich nicht nur mit dessen unstillbaren Machtfantasien und massiven Überlegenheitsgefühlen, sondern auch mit dem fragilen Selbstbild in dessen Inneren. Ein Spiel zwischen zwangloser Verführung und emotionaler Distanz entsteht; eine giftige Wirkung, die sein Gegenüber in tiefe Abhängigkeit führt. Nicht zuletzt ist es jedoch der Narzisst selbst, der durch seine exzessive Eigensucht nicht in der Lage ist, seiner zerstörerischen Abwärtsspirale zu entkommen
Marleen Peters "are we our grandparents dreams and expectations?"
Die Kollektion 'are we our grandparents dreams and expectations?' greift die Thematik der postkolonialen Entwicklung im Hinblick auf Indonesien auf. Sie beschäftigt sich mit den Fragen wie sich eine kolonisierte Gesellschaft auf ihr prä-koloniales Erbe zurück besinnen kann, wie sich das Eigene und das Fremde widerspiegelt und wie die daraus entstehende Diversität zu einer Einheit zusammengefügt werden kann. Das Hauptaugenmerk indonesischer Tradition fließt in Form der Indonesischen Batik in die Kollektion ein und fungiert als Geschichtenerzähler. Die gewählten Batikmuster stammen von von alten, traditionellen Mustern ab, sind in ihrer Form modernisiert und simplifiziert, transportieren aber dennoch ihre Bedeutung in die Gegenwart. Weiterhin sprechen die Muster nicht nur über alte Geschichten oder Ideen, sondern nehmen einen engen Bezug zu den in der theoretischen Arbeit beschriebenen Themen der Gegenwart.
Simone Haas "Katharsis"
Die Abschlusskollektion „Katharsis“ ist von Performancekunst inspiriert. Vor allem von der Performancekunst, die sich mit dem Körper beschäftigt und zu einer Wahrnehmungsveränderung oder einer Katharsis führen kann. Marina Abramovic mit der Performance Nightsea Crossing, das Orgien-Mysterien-Theater von Hermann Nitsch und die Performance Zerreißprobe von Günter Brus waren dabei die wichtigsten Inspirationen für die Kollektion. Dabei greift sich die Kollektion Elemente aus der Haut, durch die starke körperbetonte Arbeit der Künstler, sowie Fleisch und Blut, die in Materialbearbeitungen einfließen. Die Themenbereiche Meditation und Ritus haben die Schnittführung beeinflusst. Diese Inspirationen wurden in eine Abend- und Businessgardarobe adaptiert, die sehr stark an die Persona der Kollektion angelehnt ist.
Marlene Waltner "Quee R"
Quee R - Sex, Gender, Desire. Daraus setzt sich die Geschlechtsidentität zusammen. Die Dekonstruktion der binäre Geschlechterordung und das ‚Neudenken‘ bestehender, konstruierter Normen sind Ausgangspunkt der Kollektion. Basis für jedes Outfit ist eine Collage, die durch Schichtung, Überschneidung, Überlagerung und Verbindung diverser Materialien die lebenslange Veränderung der Identität künstlerisch umsetzt. Die Persona ist keine Einzelperson, sondern setzt sich aus Familie und Wahlfamilie zusammen, quer durch alle Altersklassen, Geschlechter, Nationalitäten und Kulturen, lebt diese Personacollage frei von Konventionen zusammen unter einem Dach und besitzt einen gemeinsamen großen Kleiderschrank.Das Geschlecht steht nicht mehr im Vordergrund und Klassifikationen wie Herren, Damen oder Unisex werden überflüssig. Die Kraft, die Energie, die Freude und die Lust der Vielfalt wird farbenprächtig zelebriert.
Annika Bollinger "Muttitasking"
Die Kollektion MUTTITASKING stellt eine ironische Auffassung des überhöhten Ideals der Frau in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter dar. Sie befasst sich mit der scheinbaren Gleichzeitigkeit von Familie und Beruf in der heutigen Zeit und orientiert sich dabei an vorherrschenden Rollenklischees, welche ihren Ursprung in der direkten Nachkriegszeit haben. Die Frau kehrt in den fünfziger Jahren an den heimischen Herd zurück und nimmt die idealisierte Rolle der Hausfrau und Mutter ein, nachdem sie während des Zweiten Weltkrieges ein Leben in ungekannter Selbstbestimmung geführt hat. Die Idealvorstellungen der Frau in der Rolle der Hausfrau und Mutter werden in subtiler Form absurd und irritierend interpretiert und lassen den Betrachter damit im Unklaren über die Aussage der Kollektion. Sie befindet sich auf einer Gratwanderung zwischen Ironie und Ernsthaftigkeit.
Alica Faulhaber "happenstance"
Die Kollektion "happenstance" ist eine Reaktion auf die als trostlos und langweilig erlebte Alltagswelt der heutigen westlichen Gesellschaft und dem daraus resultierenden Versuch, den Gefühlen dieser frustrierenden Leere im Glücksspiel zu entkommen. Im Spannungsfeld zwischen Frust und Euphorie werden die verschiedenen ambivalenten Momente des Spiels aufgegriffen und aufeinander zu bewegt - Momente der Angst und der Angstfreiheit - der Sicherheit und des Risikos - der Ekstase und der Ernüchterung. Gewinn und Verlust liegen nahe beieinander, Emotionen endloser Freude und niederschmetternder Enttäuschung wechseln sich in kürzesten Episoden ab. Prägend für die Kollektion ist das Wechselspiel zwischen dem Versuch, den rauschhaften Kick des Spiels in den trivialen Alltag zu übertragen und dem gleichzeitigen aussichtslosen Bewusstsein, dass der Kick selbst niemals von Bestand ist.
Christian Pohl "Le Tour"
In Metropolen wie Kopenhagen oder Amsterdam, sind täglich fast mehr Menschen mit dem Fahrrad als mit dem Auto unterwegs. Die Städte und Kommunen schaffen vermehrt neue Infrastrukturen, womit das Fahrrad mehr und mehr zum Bestandteil urbaner Kultur und unseres Alltags wird. Die Kollektion „LE TOUR“ ist als Forschungsarbeit im Kontext zwischen Radbekleidung und Businesskleidung zu sehen. Überschneidungen und Gegensätze wurden erörtert und in für beide Lebenswelten passende Kleidung umgesetzt. Dabei stand die Funktionalität jedes einzelnen Kleidungsstückes an erster Stelle, um den Anforderungen beider Lebenswelten gerecht zu werden. So sollte eine Balance zwischen Funktion und Stil gefunden werden. Die Kombination „traditioneller“ und funktionaler Materialien sowie die Einflüsse aus dem Radsport- und Outdoorbereich lassen die Grenzen zwischen Stadt und Natur verschwimmen.
Cina Dilber "Talk To Strangers"
Ohne Zusammenhalt innerhalb einer Gesellschaft ist das Zusammenleben schwierig.Wie kann dieser Zusammenhalt generiert werden?Diese Kollektion ist eine non-verbale Geschichte des Zusammenhaltes. Ein visueller Dialog der Kulturen. Traditionelle Handwerkstechniken kommunizieren untereinander. Erforscht wurde textile Handwerkskunst als Mittel für dialogischer Kommunikation und Kooperation. Inspiriert durch Richard Sennett wurde diese Kollektion zu einer dialogischen Kooperation, einem visuellen Dialog zwischen Mihdiye und mir. Textiles Handwerk und Mode, das Herstellen materieller Kultur, kann nicht nur als Spiegel der Gesellschaft gesehen werden, sondern auch als Mittel zum Gestalten von gegenseitigem Verständnis, welches einen Zusammenhalt innerhalb einer Gesellschaft fördern kann.
Hoang Anh Nguyen "in.formal"
Die Abschlusskollektion „in.formal“ basiert auf der Fotoserie von Michael Wolf, der rekonstruierte Stühle in Hong Kongs Gassen fotografierte. Wenn die Stühle nicht mehr funktionstüchtig waren waren sie im desolaten Zustand. Er nannte sie die „bastard chairs“. Die Besitzer der Stühle versuchten beim Reparieren die Funktion der Sitzmöglichkeit beizubehalten ohne dabei auf eine bestimmte Ästhetik zu achten. So wurden die Stühle auf den unterschiedlichsten Wegen und mit den absurdesten Mitteln wieder in Ordnung gebracht. Außerdem wird die Absurdität vor allem durch den Hintergrund bzw. durch die Umgebung der Stühle unterstreicht. Dabei wurden die Stühle nicht speziell in Szene gesetzt, sondern auf dieselbe Weise abgelichtet, auf der sie vorgefunden wurden. Das Konzept entstand aus den fotografischen Gestaltungselementen und aus dem Objekt in der Fotografie.
Irma Spelleken Miranda "La Moskitia"
Die Abschlusskollektion „LA MOSKITIA“, steht für eine Region in Honduras, die inmitten einer der größten tropischen Regenwälder Lateinamerikas liegt und Heimat einer Vielzahl indigener Völker ist. Die Kollektion ist von lateinamerikanischen traditionellen Bekleidungsformen und Handwerkstechniken inspiriert und zeichnet sich durch ein partizipatives Konzept aus, das vor Ort in Honduras mit Honduranern erarbeitet wurde. Das Konzept sieht vor Honduraner mit ihrem handwerklichen Geschick und dem Lateinamerikanischen Stil aktiv in die Textilbearbeitungen miteinzubeziehen.Einfache Lateinamerikanische Formen, Traditionelle Honduranische Handwerkstechniken und einzigartige Materialien, wie ein Rindenstoff der direkt aus dem honduranischen Regenwald stammt, werden in der Kollektion integriert. Durch Neuinterpretation mit europäischen Textilien und Schnitten wird eine interkulturelle Lateinamerikanische-europäische Fusion.
Ivona Dzolan "LOGOMANIA"
Die aus dem Thema „Logomania“ resultierende Kollektion soll vor Augen führen, wie manipulativ die Modeindustrie vorgeht und wie viel Kraft sie besitzt, Menschen dazu zu bringen, sich wie Marionetten zu fügen. Der starke Wille einem Ideal zu entsprechen, führt zur völligen Veränderung der eigenen Persönlichkeit sowie der eigenen Identität. Auf Grund dessen, wird nicht mehr der Mensch selbst wahrgenommen, sondern nur noch das was er trägt und das in einer Art und Weise die so exzessiv ist, dass der Mensch in der Hülle von Klamotten untergeht. Dies lässt dann den Eindruck eines Fremdkörpers auf der Haut erwecken. Das Konzept dieser Thematik spiegelt eine äußere Welt wider, die geprägt ist vom Schein eines Inszenierten Seins. Manipulative Verhaltensweisen prägen diese Kollektion und zeigen, wie leicht man dem Strom verfällt und sich selbst auf der Strecke verliert. Diese Kollektion repräsentiert die Mode in einer verachtenden Art und Weise, die keine Rücksicht auf den Körper sowie die Proportionen nimmt. Logomania beschreibt die Suche nach dem eigenen Ich, Anerkennung und gesellschaftlicher Akzeptanz, in einer Gesellschaft die aus Zeigen besteht.
Jana Schneider "VALPARAISO Y ATACAMA"
Die Abschlusskollektion „VALPARAISO Y ATAMACA“ basiert auf einer dreiwöchigen Reise nach Chile in die Hafenstadt Valparaíso und die weiter nördlich gelegene Atacama-Wüste im Sommer 2017. Die Thesis befasst sich mit dem Vergleich der physischen Reise in ein Land im Gegensatz zum phantasievollen Reisen beim Lesen von Büchern. So befindet sich die Persona, für die die Kollektion entwickelt wurde, zwischen Realität und Fiktion. Subjektiv wahrgenommene Eindrücke auf der Reise, wie Street-Art in Valparaíso, Flora, Fauna und Farbstimmungen in der Atacama-Wüste, sowie träumerisch-poetische Aspekte der Lesereisen fanden ihren Weg in die finale Kollektion. Beispielhaft für die Lesereise steht Roberto Ampueros Roman „Der Fall Neruda“ über Chiles bekannten Dichter und Schriftsteller Pablo Neruda, dessen märchenhaft erbaute Häuser, die heute als Museum für Besucher offen stehen, einer der Ansatzpunkte für die Formgestaltung der Kollektion waren.
Lucie Hanzlová "WOMANTIS"
Das Kundenprofil vom Label WOMANTIS, exclusive men, verfolgt mit dem Slogan „an extra of ordinary“, das Ziel dem Bedürfnis, von einem sicheren Ausbruch. Es ist das Gefühl das sie umgarnt - etwas Geheimnisvolles zu tragen, was nur den Blick gewisser Kenner ersichtlich ist. So verschafft sie sich ein Gefühl von intimen Voyeurismus. Als Inspirationsquelle wurde die alte Tradition der Aussteuer genutzt. Das sich durchsetzendes Hauptelement ist das vertikale Rechteck, als abstraktes Element für den Strumpfhalter. Heutzutage als diffus betrachtet, war es seinerzeit völlig normal, dass bei Kindern (Mädchen und Jungen) Teile der Strumpfhalter unter Röcken oder Hosen zum Vorschein traten.
Marlene Kämpf "VER-SACRUM"
Die Abschlussarbeit VER-SACRUM basiert auf den Arbeiten der Modeschöpferin Emilie Flöge aus der Stadt Wien um 1900. Damalige Trachtensammlungen waren der Impulsgeber sich auf ursprüngliche Kulturgüter zurückzubesinnen. In unserer globalisierten Welt begeben sich wieder viele Menschen auf die Suche nach etwas, das sie Heimat nennen können. Heimat ist in dieser Arbeit als ein Gefühl und kein bestimmter Ort definiert. Die Kollektion greift Elemente der unterfränkischen Werntaltracht auf und formt sie zusammen mit Teilen des klassischen Anzugs und der Jeanshose zu einer neuen Einheit. Die traditionelle Kleidung und die heutige universelle Kleidung treffen aufeinander. Es entsteht das Konzept der „Heimat zum mitnehmen“.