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Bachelor Thesis SS 2021

Johanna Seibert - homo ornans

Warum schmückt sich der Mensch? Und warum mache ich Schmuck? Diese Fragen leiteten Johanna Seibert durch ihre theoretische und praktische Abschlussarbeit.

Schmuck kann für die Träger:innen verschiedene Funktionen haben: entweder als Zeichen von gesellschaftlicher Stellung und Wohlstand oder als emotionale Verbindung zu geliebten Orten oder Menschen. Aber fast immer ist er ein Mittel, ein Symbol, um sich zu schmücken und die eigene Identität auszudrücken – ein menschliches Grundbedürfnis.

„To be human is to make“ - diese These der Anthropologin Ellen Dissanayake zeigt, dass handwerkliches Arbeiten und Gestalten von Dingen ebenso ein Grundbedürfnis ist. Es schafft nicht nur eine tiefe Zufriedenheit, sondern lässt uns Menschen physisch Prozesse begreifen, die wiederum unser abstraktes Denken beeinflussen. Durch das Machen kann der Mensch eine Spur in der Welt hinterlassen und mit ihr in Beziehung treten.

Schmuck tragen und Schmuck machen sind durch ihren symbolischen und kommunikativen Charakter miteinander verwandt. Schmuck als Ornament am Körper ist nicht nur ein zusätzliches Dekor. Der Ursprung des Ornaments liegt darin, Dingen eine Bedeutung zu geben. Durch Schmuck gestaltet der Mensch seine Umwelt und gibt ihr und sich selbst eine Bedeutung. Der Mensch ist homo ornans – der schmückende Mensch.

johannaseibert.com

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‚Homo Ornans‘, von Johanna Seibert, 2021, Foto: Petra Jaschke

 

 

Sophia Mohr - LUST

Die weibliche Lust ist immer noch ein Tabuthema. Mythen, mangelnde Bildung und gesellschaftliche Normen machen es uns Frauen nicht leicht, ein positives, offenes Verhältnis zu unserer eigenen Lust zu haben. Im Rahmen meiner Thesis habe ich ein Aufklärungsbuch geschrieben, das ich jedem ans Herz lege zu lesen. (Link zur Leseprobe siehe unten)

Meine praktische Auseinandersetzung ist sehr persönlich. Alle Schmuckstücke basieren auf Linien, die mein Körper in höchster Ekstase durch eine Langzeitfotografie gezeichnet hat.

Die Stücke sitzen alle an Stellen des Körpers, die erogene Zonen darstellen oder Intimität und Berührung implizieren. Einige von ihnen lösen beim Tragen durch gezielte Druckpunkte einen Schauer über den Rücken oder ein Kribbeln aus.

Die verschiedenen Emotionen meines sexuellen Verlangens leiteten die technischen Prozesse. Materialien wurden verschmolzen, stehen unter Spannung, sie zerfließen oder wurden zum Explodieren gebracht.

www.klarablau.com

sophia-mohr(at)web(dot)de

Leseprobe: https://werkschau.hs-pforzheim.de/?projekt=54532#

‚Lust‘, von Sophia Mohr, 2021, Foto: Nora Kirschmeier, Sophia Mohr

 

 

Jinye Wang - Intersektion

Das Thema meiner Thesis ist Intersektion. Es bedeutet, dass sich asiatische und europäische Ästhetik vermischen, sich ergänzen.


Meine Abschlussarbeiten sind eher experimentelle Arbeiten. Ich habe Emaille als Ausgangspunkt gewählt, weil Emaille ein typischer Vertreter der Kunst im europäischen Raum ist. Bei diesen Arbeiten gibt es viele Eigenschaften und Regeln zu beachten. Die Temperatur, die Masse, die Bearbeitungszeit, die Materialstärke usw. Ich habe versucht neue Wege zu gehen. Mit Messing, Neusilber, Edelstahl, Memory Metall oder dünnem Blech. Emaille ist glatt, glänzend und meistens nur auf der Ebene zu bearbeiten. Im Verlauf meiner Versuche habe ich poröse und schwammige Strukturen geschaffen. Ich habe die geometrische Form mit der zufälligen Form von Emaille zusammengebracht.  Nach dem Brennen wird die geometrische Form aufgebrochen und zu einer organischen Form umgewandelt.

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‚Intersection‘, von Jiniye Wand, 2021, Foto: Petra Jaschke

 

 

Nora Kirschmeier - Body Bilder

Body Bilder. Körperbilder, aber auch Körper, die gebildet und konstruiert werden. Wir formen Körper nicht nur durch das Trainieren bestimmter Muskelgruppen: Wir formen unser Selbstbild, unsere Ideale über unsere Wahrnehmung des eigenen und uns umgebender Körper, welche signifikant durch unser soziales Umfeld, durch Medien und Gesellschaft geprägt wird. Wir sind Formende und Geformte zugleich.

In meiner Arbeit habe ich mich mit der Frage befasst, ob und unter welchen Umständen sich in unserer Gesellschaft eine Ästhetik etablieren lässt, die geschlechtervielfältig ist, und welche Auswirkungen bestehende Geschlechterkategorien auf unsere Wahrnehmung von Körpern haben. Während die gängigen geschlechtlichen Einordnungen nicht naturgegeben sind, sondern kontinuierlich von der Gesellschaft konstruiert werden, stellt die menschliche Sicht ein individuelles Konstrukt dar: Sie setzt sich zusammen aus den Seheindrücken zweier achsenversetzt zueinanderstehender Augen, die vom Gehirn kombiniert und mit dem individuellen Erfahrungsschatz angereichert werden. Wir sehen Körper durch andere Körper.

Gemeinsam mit insgesamt vierzehn Menschen habe ich neue Sichtweisen auf Körper entwickelt, die eine Auseinandersetzung mit dem Gesehenen für sich einfordern und die Vielfalt in unseren vermeintlich evolutionär eingefrorenen Körperformen herausstellen.

 

www.norakirschmeier.com

Instagram: nora_kirschmeier

n.kirschmeier(at)t-online(dot)de

 

‚Body Bilder‘, von Nora Kirschmeier, 2021