Design PF

Bachelor Thesis WS 2016/17

Marlen Albrecht – AXIOM

An welchen Gestaltungsgrundsätzen, Axiomen, orientieren wir uns heute? Bereits im Bauhaus wurden Grundsätze wie „form follows function“ oder „less is more“ formuliert. Doch muss die Form tatsächlich der Funktion untergeordnet sein? In Marlen Albrechts Arbeit „Axiom“ stehen Formen, die an menschliche Bewegung angelehnt sind, im Vordergrund. Die Funktion folgt demnach der Form, die wiederum natürlichen Formen folgt - „function follows form- follows nature“. Fotografisch festgehaltene, „eingefrorene“ menschliche Bewegungen werden im Gestaltungsprozess in die Objekte transportiert. Dabei gehen Handwerk und digitale Fertigung Hand in Hand. Die daraus entstandenen Hocker sollen die Beziehung zwischen Mensch und Objekt deutlich machen und darüber hinaus wieder zum Körper zurückgeholt werden, indem sie als Schmuck getragen werden können. Die Grenzen zwischen Schmuck und Objekt verwischen sich dadurch. Auch entstehen unterschiedliche Möglichkeiten haptischer Wahrnehmung. Die Objekte sollen dadurch erlebt und vor allem auch berührt werden.

mail@marlenalbrecht.de

‚AXIOM‘ von Marlen Albrecht, 2016/17

Claudia Frisch – Readymade

Readymade ist ein durch die Kunstgeschichte bekannter Begriff, den man im Geiste direkt mit Marcel Duchamps Geschichte verknüpft. Es wird dabei ein industrieller Gebrauchsgegenstand beschrieben, der aus dem herkömmlichen Nutzen herausgelöst wurde, um ihn dann wieder in einen neuen Kontext zu setzten. Die folgende Arbeit beschäftigte sich intensiv nicht nur mit dem Begriff an sich sondern auch mit seiner Reichweite auf verschiedenen Ebenen. Die fortlaufende Industrialisierung, nennenswert hierbei ist die Fotografie eine ganz wesentliche und kulturelle Entwicklung, veränderte nicht nur die Darstellung in den Kunstwerken, sondern bewirkte auch einen gravierenden Schnitt in soziale gesellschaftliche Strukturen. Mit diesen Kontroversen und der Begeisterung von Dynamik und Bewegung dieser Zeit entstanden Objekte die durch die Bestimmung des Materials erst wieder tragbar wurden. Durch das Tragen selbst gelangen die Schmuckstücke wieder in Bewegungen. Die Entwicklung dieser Reproduktionsmöglichkeiten finden sich nicht nur im Modeschmuck wieder sondern zeigen weitere Parallelen zu dem Charakter und der Entstehung eines Readymades auf.

claudia_frisch@outlook.de

‚Readymade‘ von Claudia Frisch, 2016/17, Foto: Christian Metzler

Amelie Harth – Ultima Ratio?

Das letzte, äußerste Mittel. Der letztmögliche Weg, wenn nichts anderes mehr Aussicht auf Erfolg hat. So definiert der Duden die Ultima Ratio. Ein eher negativ konnotierter Begriff, der aber auch die Möglichkeit eröffnet, das Negative ins Positive zu kehren. Durch das Zerstören des vermeintlich Perfekten ergaben sich völlig neue Wege, aus den entstandenen Bruchstücken etwas völlig neues zu kreieren. Aus dem zerschlagenen Collier entstanden Ringe, vom Großen zum Kleinen, von der Angst, dem Perfektionismus, der Wohlfühlzone zum befreiten, offenen Arbeiten.

‚Ultima Ratio?‘ von Amelie Harth, 2016/17, Foto: Kristina Gruber, Petra Jaschke

Hellena Hück – Eva escaped!??

Eva escaped!?? untersucht mit anarchistischer Neugierde wie die Auslöser von Verlangen, Verhängnis  und Faszination, der Menschheit  von Urbeginn an, sich über Jahrtausende in Form und Gestalt änderten um frisch und attraktiv zu bleiben - BUILT TO RESIST

So werden Parallelen von längst vergangenen Mythen zum aktuellen Zeitgeist gezogen, es wird untersucht wie die Strukturen der Opferkulte auch in unseren Social Medias fest verankert sind.
Ganz im Match-Cut-Style zeigt die Arbeit das unheilschwangere Schwänken vom Pop in den Populismus, erliegt auf halber Strecke aus Neugierde knapp einer Überdosis Heroin und deutet uns zu guter letzt als allwissendes, mysterious Orakel unsere Hyper-Zukunft.
Eva escaped! ist eine Interaktion zwischen Kunst, Accessoire und Schmuck, deren bildhafte  Aufgabe es ist den sakralen Transport von archaischer Materie in unsere Jetzt-Zeit zu zeigen.
Hellena Hueck arbeitet in Ihrer Bachelorarbeit auf einer fiktiven Ebene die mit harter und auch individueller Realität gepaart ist.
Das Material-Kollektiv der Bachelor Arbeit beruht auf modernen Verfahren wie PVD-Beschichtung, CNC-fräsen, Lasercut, Eloxal und 3D-Druck.

‚Eva escaped!??‘ von Hellena Hück, 2016/17

Franziska Höhne – Identity

Das wichtigste Erkennungsmerkmal eines Menschen ist das Geschlecht. Stereotypen haben einen Einfluss auf die Geschlechtsidentität. Die Arbeit schärft die Sinne, um im Umgang mit Menschen sensibler zu werden. Das Schubladendenken soll gelockert werden, damit sich jeder seiner Identität bewusst wird und diese frei entwickeln kann, ohne ständige Prägung von außen. In der Kollektion gibt es keine offensichtlichen Gender Marker die auf irgendeine Identität verweisen, somit kann sich jeder seine Identität selber bestimmen. Die Person kann selbst bestimmen, wie der Schmuck getragen wird. Die getragenen Schmuckstücke können Hinweise auf die eigene Identität geben oder sie aber auch verblenden.

www.franziska-höhne.de

post@franziska-höhne.de

‚Identity‘ von Franziska Höhne, 2016/17, Foto: Maximilian Heinsch

Hanna Tummescheit - Ganzheit

In Ihrer Bachelor Arbeit befasst sich Hanna Tummescheit mit der Ganzheit. Die dazu entstandene Rauminstallation ist ein modellhafter Versuch die Ganzheit in ihrem Umfang interaktiv aufzuzeigen.
Runde Scheiben werden durch eine Drehbewegung zu illusionierten Kugeln. Ein Verweis darauf, dass die Ganzheit immer da ist, sich aber nie in ihrem vollen Umfang zeigt. Durch verschiedene Muster auf den Scheiben und deren verschiedenen Farben entstehen beim Drehen unterschiedliche optische Effekte, die jeder individuell wahrnimmt. So geht jeder mit einem anderen, seinem eigenen, Blick durch diese Rauminstallation.
Die Stahlseile, an denen die illusionierten Kugeln befestigt sind, verweisen darauf, dass alles immer in Beziehung zueinander steht und nicht willkürlich existiert.

hanna.tummescheit@gmail.com

‚Ganzheit‘ von Hanna Tummescheit , 2016/17

Tanja Schander – Digilog - zwischen Hightech und Tradition

Obwohl Digitalisierung heutzutage eine immer größere Rolle spielt und die Tradition vermeintlich ablöst, zeigt diese Arbeit, dass beides miteinander kombiniert eine ganz neue Formensprache entwickeln kann und anstatt zu konkurrieren miteinander harmoniert. Es entsteht ein Digilog – ein Dialog zwischen Hightech und Tradition.

Das Porzellan gibt dem sonst so kontrollierten technischen 3d-Druck durch seine Materialeigenschaften eine natürliche Note, während der 3d-Druck für die traditionelle Keramik untypische, neue Formen ermöglicht.

In den Objekten selbst kann man diesen Dialog verfolgen: angefangen vom digitalen Entwurf von klassischen Teeschalenformen, im Computer kombiniert mit geometrischen Mustern; der typische schichtweise Aufbau im 3d-Druck aus Porzellan und der Verzug, der durch das anschließende Brennen resultiert; und der organische Brennprozess und das Farbenspiel der Glasur, die beim Raku-Brand besonders deutlich sichtbar werden.

mail@tanja-schander.de

‚Digilog - zwischen Hightech und Tradition‘ von Tanja Schander, 2016/17

Christina Schuster – Spieglein Spieglein

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Der wohl bekannteste Satz aus dem Märchen Schneewittchen hat auch heute nicht an Aktualität eingebüßt. Noch immer verbringen wir sehr viel Zeit vor dem Spiegel und stellen dabei nicht selten Mängel an uns fest. Die Medien geben vor, wie wir auszusehen haben, um in der heutigen Gesellschaft als schön und attraktiv zu gelten. Die Bachelorarbeit von Christina Schuster befasst sich mit dem verflixten Thema Schönheit und ihrer Wirkung. Sie sieht vermeintliche Schönheitsmakel als individuelle Schönheitsmerkmale. Mit ihrem Schmuck hat sie genau diesen Gedanken umgesetzt. Die individuellen Besonderheiten eines jeden Individuums werden durch die Stücke bewusst und ästhetisch hervorgehoben.

‚Spieglein Spieglein‘ von Christina Schuster, 2016/17

Janika Slowik – 21 Gramm

Der amerikanische Arzt Duncan MacDougall nahm um 1900 Tests an sterbenden Patienten vor und war sich sicher, anhand dieser, die Existenz der menschlichen Seele bewiesen zu haben und ihr ein spezifisches Gewicht zuordnen zu können, nämlich 21 Gramm. 21 Gramm stehen für mich metaphorisch für das, was oft als Seele bezeichnet wird: Das, was Farbe gibt, Leben einhaucht und es für jemanden ganz subjektiv zu etwas Besonderem macht. Das kann etwas sein, das im Innern verborgen liegt und auf dem ersten Blick nicht zu erkennen ist. In meinen Schmuckstücken sind Strukturen gelasert, die die steifen Acrylplatten beweglich und elastisch werden lassen. Diese Möglichkeit des „geformtwerdens“, liegt im Innern des Materials verborgen und erweitert das Material um eine Eigenschaft, die vorher nicht wahrgenommen werden konnte.

‚21 Gramm‘ von Janina Slowik, 2016/17