Willkommen!
Die Fakultät für Gestaltung Design PF existiert mit ihren Vorgängerinstitutionen bereits seit 1877 in Pforzheim. Sie ist eine der ältesten, traditionsreichsten und renommiertesten Hochschulen mit der Disziplin Gestaltung im bundesdeutschen Sprachraum. Hier studieren derzeit rund 700 angehende Designerinnen und Designer aus Deutschland und aller Welt.
Die Fakultät für Gestaltung bietet die Bachelorstudiengänge Mode, Industrial Design, Schmuck, Transportation Design, Accessoire Design und Visuelle Kommunikation mit Digital Design. Darüber hinaus gibt es die Masterstudiengänge Transportation Design, Creative Direction und Design & Future Making. Im historischen Gebäude in der Holzgartenstraße 36 stehen erstklassige Werkstätten und Medien-Labore zur Verfügung. Die fakultätseigene Bibliothek zählt rund 47.000 Medien aus dem Bereich Kunst und Design.
Von unseren Studierenden erwarten wir ein hohes Maß an Engagement, Innovationskraft und Leistungsbereitschaft. Im Gegenzug bietet die Fakultät für Gestaltung die besten Voraussetzungen, um künstlerische Begabungen zu entfalten, ein eigenes Designprofil zu entwickeln und dadurch langfristig im Beruf erfolgreich zu sein.
Die hohe Qualität der Ausbildung an der Fakultät wird durch unabhängige Rankings immer wieder bestätigt. Das amerikanische Magazin „Business Week“ zählt DESIGN PF in der Ersterhebung zu den 60 international besten Ausbildungsstätten für Design – neben Universitäten wie Harvard, Stanford und dem MIT. Im Focus-Ranking rangiert die Fakultät in Deutschland auf Platz 2.
Vom Denken und Machen – im Dialog mit Dekan Prof. Johann Stockhammer
Von Birgit Meyer
Johann Stockhammer stammt aus dem Chiemgau und hat Claudia Schiffer und Iman angezogen. Als Creative Director verhalf er der Traditionsmarke Aigner zu neuem Erfolg. Die Schauspielerinnen Diane Kruger, Liv Tyler und Milla Jovovich posierten in seinen Kleidern für die Vogue. Seit 2008 ist Johann Stockhammer Professor an der Hochschule Pforzheim und hat die Studiengänge Mode und Accessoire Design geleitet. Im Oktober 2019 trat er als Dekan der Fakultät für Gestaltung an. Was bewegt den Mode-Spezialisten und Dekan? Nicht lange nachdenken: Wir geben kurze Stichworte, er kurze Antworten. Los geht’s.
Vorausdenken
Designer sind ständig der Zeit voraus. Wenn wir Studierende ausbilden, bedeutet es, dass sie nach dem Studium und den ersten Jahren in der Praxis, also etwa in 10 bis 15 Jahren, auf ihrem beruflichen Höhepunkt sind. Für diesen Zeitpunkt und darüber hinaus müssen wir sie ausbilden, sie zukunftsfähig machen und ihnen als eine der wichtigsten Aufgaben lehren, das Denken zu lernen.
Revolution
Von der Evolution halte ich viel mehr als von der Revolution. Denn sie ist zu oft ein lichterloh brennendes Strohfeuer, das abrupt endet. Eine scharf kalkulierte Evolution hat viel mehr Bestand.
Gute Gestaltung
Zeitlosigkeit. Ich bin immer wieder verblüfft, wenn ich im Vitra Museum Stühle aus allen Epochen sehe. Das kann man einfach nicht besser machen, denke ich mir da. In der Mode verhält es sich ganz genauso. Der Gegenbegriff zu zeitlos wäre modisch, das heißt aus meiner Sicht: nicht gut gestaltet.
Inspiration
Ich interessiere mich sehr für Anthropologie und Ethnologie. In meinem Forschungssemester habe ich die Mode asiatischer indigener Völker untersucht, aber auch simple Objekte des Alltags. Ich erinnere mich an ein Haus auf Orchid Island an der Südostküste Taiwans: Es ist komplett in den Boden gegraben und dadurch geschützt vor den häufigen Orkanen. Man kann soviel lernen von der Einfachheit des Denkens, fern von jeder Technologie.
Werkstatt
Für mich ist die Werkstatt ein Labor. Dort kann man Denken und Machen gleichzeitig. Ich bin ein Werkstatt-Kind, meine Mutter war Hutmacherin, mein Vater Schuster. Ich sitze auch heute immer noch gerne an der Nähmaschine. In der Fakultät können wir uns glücklich schätzen, eine so große Vielfalt an Werkstätten zu haben. Das macht uns aus, darauf wollen wir aufbauen.
Lehre
Sie ist eine stimulierende Gratwanderung zwischen spezifischen Inhalten und Autonomie. Der Freiraum wird in unserem Studium immer wichtiger, gerade weil am anderen Ende die Zwänge des Marktes stehen. Viele unserer Studierenden haben sich bewusst bei uns beworben, weil wir die künstlerischen Grundlagen fest verankert haben: Skulptur, Audiovisuelle Medien, Fotografie, Malerei und Zeichnung. In der Hirnforschung heißt es, dass Kreativität ein Wechselspiel zwischen Konzentration und Abschweifen ist. Beim „mind wandering“, mit den Gedanken umherzuschweifen, werden andere Hirnregionen aktiviert und so entstehen wirklich neue Ideen.
Pragmatismus
Anpacken. Ich entscheide gerne schnell, weil dadurch ein Prozess in Gang gesetzt wird. Die zehnte Schleife, weil es vielleicht doch noch besser werden könnte, das liegt mir nicht.
Experiment
Das ist eine wichtige Komponente in unserer Ausbildung – genauso, wie wir Fehler zulassen. Wir nehmen unsere Studierenden nicht im ersten Semester an die Hand, führen sie durch ihr Studium und am Ende kommen alle gleichgeschaltet wieder heraus. Das Experiment ist wie die Kunst ein wichtiger Teil im Lernprozess jedes Einzelnen.
Geld
Geld ist nicht immer das Maß für Erfolg. Dennoch: Wir als Gestaltungs-Fakultät werden verglichen mit Design-Studiengängen an Universitäten und Akademien weltweit – unsere Finanzierung hat dem gegenüber einen sehr schwachen Schlüssel. Das möchte ich ändern.
Kreativquartier
Ich nehme mit dem EMMA-Kreativzentrum, dem A.K.T; und unserer Fakultät einen Ansatz eines neuen „Gestaltungscampus“ wahr, das ist eine sehr gute Entwicklung. Das strahlt nicht nur in die Stadt, sondern bewegt auch etwas in unseren Studierenden. Sie richten sich gemeinsame Ateliers ein und engagieren sich für eine neue Gestaltung des Stadtraums. Dieses wunderbare kreative Miteinander dürfen wir weiter fördern und vorantreiben.
Pforzheim
Unsere Stadt liegt ganz zentral in Europa. Und ich zitiere gerne meine Kollegin Sibylle Klose: Pforzheim is a good place to come from. Hier gibt es keinen Überfluss, keine Ablenkung, hier schärft man sein eigenes Profil. Die Konzentration auf Design ist spürbar und der erwähnte ‚Gestaltungscampus’ tut gut.
Verantwortung
Wir dürfen gesellschaftliche Entwicklungen nicht einfach hinnehmen. Die Digitalisierung ist dafür ein schönes Beispiel: Als Fachhochschule liegen unsere Wurzeln im Machen. Da ist ein Hadern mit dem Digitalen durchaus positiv gemeint. Wir dürfen das Fundament unserer Arbeit mit dem Zeitgeist verknüpfen und daraus etwas ganz Neues entwickeln: mit den Händen denken und dem Kopf machen.
Individualität
Philosophisch gesehen ist es ein Irrglaube, dass der Mensch ein Individuum ist. Er ist ein Nachahmer: Wir lernen sprechen oder essen, indem wir unsere Eltern nachahmen. Deshalb tendiert der Mensch auch dazu, oft nur zu sehen, was er nicht hat. Bei Studierenden beobachte ich es immer mal wieder: Ich wäre so gerne wie die andere. Und da setzen wir an: Du hast das Potenzial, dich und dein Können auszubauen, du brauchst nicht bei den anderen schauen. Behalte deine Umgebung im Blick, aber konzentriere dich auf deine Fähigkeiten.
Lektüre
Ich lese immer mehrere Bücher gleichzeitig, im Moment liegen hier „Budo: Das Lehrbuch des Gründers des Aikido“ von Morihei Ueshiba; „Why Fashion Matters“ von Frances Corner, der neuen Rektorin am Goldsmith in London, und José Saramagos „Handbuch der Malerei und Kalligraphie“, eine glänzende Charakterstudie über Malerei. Immer wieder über die Jahre greife ich zu „Here is Where We Meet“ des englischen Künstlers und Booker-Preisträgers John Berger. Seine klare Sprache löst unheimlich viele Bilder in mir aus.
Qualität
In der Hochschullandschaft wurde in den letzten Jahren das Prinzip der Quantität umgesetzt: viele neue Studiengänge und Programme, eine Verbreiterung. Jetzt beginnt die Konsolidierung. Bei uns in der Fakultät kennen sich alle Lehrenden und Studierenden beim Namen. Qualitätsbewusstsein bedeutet für uns, dass wir Dinge mit Wert schaffen. Die Welt braucht nichts mehr, was man nicht braucht. Auch ich wollte als Designer immer Produkte kreieren, die auch noch in zehn Jahren zu meinem Leben gehören. Gemeinsam mit den Studierenden stellen wir uns Fragen wie: Was brauche ich, was will ich, was will ich wirklich?
Reisen
Ich reise gerne und bin immer in Bewegung. In Städten, zuletzt Palermo, gehe ich auf Erkundung, fahre in die Außenbezirke und lege den ganzen Weg ins Zentrum zu Fuß zurück. Ich liebe es außerdem, auf die Wochenmärkte zu gehen. Ein Land und seine Menschen versteht man, wenn man sieht, was sie essen.
Laufsteg
Dort treffen sich Abschluss und Neubeginn. Sobald der Applaus einsetzt, man sich am Ende des Laufstegs dreht und zurückgeht, beginnt etwas Neues. Der Laufsteg steht für den Höhepunkt und es ist wichtig, ein Ziel vor Augen zu haben und darauf hinzuarbeiten.
Strahlkraft
Mein Motto ist: Nach innen strahlen, nach draußen leuchten. Die ganze Fakultät, jede einzelne Person trägt viel mehr bei als sie müsste, da macht niemand Dienst nach Vorschrift. Während der Werkschau sind alle bis in die Nacht auf den Beinen: bei den Arbeiten in der Ausstellung, am Infotresen oder hinter der Bar. Diese Begeisterung im Inneren ist unser Fundament.
WIR
Ich bin nicht ‚der Dekan’ – wir sind das Dekanat: Gemeinsam mit mir Sibylle Klose, Thomas Gerlach, Dr. Jan Of und Olga Pfeifle als Referentin. Keiner von uns könnte die Aufgaben des Dekanats alleine bewältigen.